
Aktienstrategien im Überblick
Aktienstrategie: Value Investing – der Klassiker
Fällt das Wort Value Investing, fällt zweifelsohne auch der Name Warren Buffet. Kein anderer Investor der jüngeren Vergangenheit hat diese Form des Aktieninvests so geprägt wie das Orakel von Omaha. Jahrzehntelang folgten die Anleger den Handlungen des mittlerweile 89-jährigen Vorstandsvorsitzenden der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway. Durch seine Investitionen in renommierte Unternehmen wie Coca Cola oder der Bank of America schaffte es Warren Buffet zu einem der reichsten Menschen der Welt. Doch was zeichnet den Value-Stil genau aus?
Es ist vor allem die Kombination aus stabilen Unternehmen, die zu einem vergleichsweise günstigen Preis gehandelt werden. Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV oder das Kurs-Umsatz-Verhältnis, kurz KUV sind Markenzeichen des Value Investing. Liegt das KGV einer Aktie sehr niedrig, wird das Unternehmen für Value Investoren interessant. Grundidee dahinter ist, stabile Werte zu einem niedrigen Preis zu erwerben. Zumeist zeichnen sich diese Werte zudem durch stabile kontinuierliche Dividendenzahlungen aus, was für Einkommensinvestoren von Interesse ist.
Vor- und Nachteile des Value Investing
Großer Vorteil ist, dass du beim Value Investing kaum Gefahr läufst, überteuerte Unternehmen zu erwerben. Zudem scheitern diese Unternehmen aufgrund ihres zumeist sehr soliden Geschäftsmodells überdurchschnittlich selten. Es sind meist Aktien für eine klassische Buy-and-Hold-Strategie, die du kaufst und über viele Jahre einfach liegen lassen kannst. Schlaflose Nächte wie noch bei den Aktien des Neuen Marktes um die Jahrtausendwende gehören mit Value Titeln in der Regel der Vergangenheit an, sie sind zumeist vergleichsweise sicher.
Wo Licht ist, ist jedoch bekanntlich auch Schatten, so auch bei Value-Titeln. Die Wachstumsaussichten sind zumeist recht moderat, zudem läuft man schnell Gefahr, in die sogenannte Value-Falle zu tappen. Dies trifft dann zu, wenn Titel nur deshalb günstig sind, weil ihr Geschäftsmodell auf dem absteigenden Ast ist. Daher ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass das Geschäftsmodell zumindest als stabil gelten kann.
Beispiele für Value-Aktien
Klassische Value-Aktien sind aktuell die Titel der Telekommunikationsbranche. Die Branche liefert stabile Erträge, die Wachstumsaussichten sind jedoch gering. Unternehmen wie AT & T oder die Deutsche Telekom werden mit KGVs um 10 gehandelt. Auch alle Werte des Tabaksektors wie British American Tobacco lassen sich aktuell in den Value-Bereich einordnen.
Aktienstrategie: Growth – für Mutige
Die Aktienstrategie Growth Investing ist „der neue Star am Börsenhimmel“, so titelte eine renommierte Website Ende 2020 über Cathie Woods, der Chefin des ARK Investment Fund. Und in der Tat, die bisherigen Erfolge von Cathie Woods sind bemerkenswert. Viele vergleichen sie mit Warren Buffet, doch beider Investmentstile sind grundverschieden. Ihr Aktienportfolio gehört hauptsächlich zur Richtung der Growth-Investoren. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie fast ausschließlich zukunftsorientierte Werte suchen, die großes Wachstumspotenzial besitzen und die Trends der Zukunft widerspiegeln. Für Value-Investoren wirken diese Titel in der Regel zu teuer, ergibt sich der Preis einer solchen Aktie in der Regel ausschließlich durch die Erwartungen in der Zukunft. Die üblichen Kennzahlen für Value-Investoren spielen dementsprechend kaum eine Rolle, was zählt, sind die Aussichten.
Vor- und Nachteile der Wachstumsaktien
Wachstumsaktien sind fast ausnahmslos in trendstarken Zukunftssektoren angesiedelt. Die Chance, den neuen Star der nächsten 10 Jahre im Portfolio zu haben, ist entsprechend hoch. Demgegenüber steht jedoch immer auch das Risiko, einen Rohrkrepierer erwischt zu haben. Mehrere hundert Prozent Gewinn stehen immer einem Totalverlustrisiko gegenüber. Gerade beim Investieren in Wachstumsaktien musst du die Vor- und Nachteile genau abwägen, da die Ausschläge in beide Richtungen abrupt sein können, auch schützen diese Werte nicht unbedingt vor schlaflosen Nächten. Erfüllen sich die Wachstumsaussichten nicht, stürzt der Titel oftmals rasant ab.
Beispiele für Wachstumsaktien
Diese finden sich zuhauf in den Fonds von Cathie Woods. Tesla gehört dazu, ebenso der Telemedizinspezialist Teladoc Health. Auch Coinbase, angesiedelt im Bereich der Kryptowährungen kann zweifelsohne als Wachstumsaktie angesehen werden. Ebenso gehören die meisten Titel aus den Bereichen Alternative Antriebe wie Ballard Power oder Nio zu den Wachstumsaktien.
Aktienstrategie: Quality – der goldene Mittelweg?
Über Qualität wird im Alltagsleben oft gesprochen, jedoch selten in Verbindung mit der Börse. Das liegt daran, dass der Quality-Stil weit weniger bekannt ist als die beiden oben genannten. Viele glauben, dass es sich schlicht um einen Mittelweg handelt, doch diese Denkweise ist zu kurz gegriffen. Quality Investing ähnelt in vielerlei Hinsicht dem Value-Bereich, mit einem entscheidenden Unterschied, der Preis der Aktie spielt hierbei kaum eine Rolle. Vielmehr kommt es auf Kriterien wie Marktstellung, Unternehmensführung und Produktpalette an. Qualitätsaktien haben daher oft höhere KGVs als Value-Aktien, dafür jedoch zumeist moderates bis hohes Wachstum bei gleichzeitig soliden Geschäftszahlen.
Vor- und Nachteile der Qualitätsaktien
Qualitätsaktien zeichnen sich durch ihre enorme Wertbeständigkeit bei gleichzeitig moderaten Renditeerwartungen aus. Sie können getrost als Basisinvestment bezeichnet werden. Ihre teils höhere Bewertung birgt zwar ein gewisses Rückschlagpotenzial, jedoch weit weniger als im Groth-Bereich. Die Renditeerwartungen sind meist niedriger als im Value-Bereich, jedoch besteht das Risiko der Value-Falle aufgrund der starken Marktstellung nicht.
Beispiele für Qualitätsaktien
Viele Aktien im Pharma-Bereich wie Novartis oder Roche sind klassische Qualitätsaktien, ebenso Unternehmen, die Güter des täglichen Bedarfs liefern wie der Spirituosenhersteller Diageo oder die Supermarktkette Walmart. Mittlerweile lassen sich auch die Big Techs wie Amazon und Apple in dieses Segment einordnen, da sie über eine überragende Marktposition bei gleichzeitig soliden Gewinnen verfügen. In Deutschland fallen u.a. die beiden Stromkonzerne E.on und RWE wie auch beispielsweise die Deutsche Post in dieses Segment, Ebenso Luxusgüterkonzerne wie LVMH oder Pernod Ricard.
Fazit der 3 Aktienstrategien
Als Aktionärin ist es nicht immer leicht, im Börsendschungel den Durchblick zu behalten. Zu Beginn der Investmentkarriere kann es sich durchaus lohnen, alle 3 Segmente im Auge zu behalten und sich Titel aus allen Bereichen ins Depot zu legen. Fällt dir mit zunehmender Erfahrung dann auf, dass du im ein oder anderen Segment ein besseres Händchen hast, kann es auch nicht schaden, sich voll und ganz auf diesen Bereich zu konzentrieren. Ganz nach dem Vorbild von Cathie Woods.