Früher war alles so einfach: Mit dem Beginn ins Arbeitsleben ging man mit seinen Eltern zur ortsansässigen Sparkasse, schloss einen Bausparvertrag und eine Lebensversicherung ab und schon hatte man alles, was man brauchte, um sich finanziell abzusichern. Leider haben noch immer viele Menschen nicht mitbekommen, dass dieses Modell nicht mehr ausreicht. Vor allem diejenigen, die sich noch ganz unbedacht auf ihre gesetzliche Altersrente verlassen, haben ihre Rechnung ohne Demographiewandel und Generationenvertrag gemacht.
In meinem Buch „Easy Money“ rücke ich unser Rentensystem in einen kleinen historischen Kontext und erkläre, warum uns dieses System um eine sorgenfreie Rente bringt:
“Schuld sind der stetig voranschreitende Demographiewandel und insbesondere die Alterung unserer Gesellschaft. Warum das alles ein Problem für meine und deine Rente ist? Die staatliche Rente funktioniert nach dem erwähnten Prinzip des Umlageverfahrens, und dieses Verfahren existiert bereits seit über sechzig Jahren.
In der Zwischenzeit wurde der Minirock erfunden, der erste Mensch in den Weltraum befördert und das World Wide Web entwickelt. Wir kommunizieren miteinander, indem wir unsere Nachrichten auf kleinen Hochleistungscomputern mit nanobeschichtetem Glas tippen und diese in Echtzeit um die ganze Welt verschicken, während unser Rentensystem aus einer Zeit stammt, als das Fernsehen noch schwarz-weiß war und längst nicht jeder Haushalt ein eigenes Gerät hatte.”
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Unser Rentensystem: Per Stempelkarte in die Altersarmut
Unser Rentensystem funktioniert nach Endgeltpunkten, die im Verlauf des Arbeitslebens gesammelt werden müssen. Vergleichbar mit einer Stempelkarte von Starbucks, bei der es den 10. Kaffee umsonst gibt. Im Rentenfall gibt es 45 Punkte, die gesammelt werden müssen, damit es am Ende eine ordentliche Rente gibt. Vor allem eine Gruppe, sticht hier in Deutschland hervor – Frauen. Bedingt durch einen hohen Anteil an Teilzeitkräften, Minijobberinnen und privater Pfleger von Angehörigen in dieser Gruppe, schaffen Frauen es nicht, ihre Stempelkarten entsprechend zu füllen. Das Ergebnis: Frauen sind am stärksten von Altersarmut betroffen.
Nach der letzten Rentenanpassung im Juli 2019 lag die durchschnittliche Höhe aller ausbezahlten gesetzlichen Altersrentenarten netto bei monatlich knapp 952 Euro. Wobei Männer hier im Schnitt immerhin noch 1.187 Euro Rente erhielten. Frauen dagegen nur rund 764 Euro. 764 Euro für Wohnen, Lebensmittel, Medikamente. Keine Restaurantbesuche, keine Kaffeekränzchen und keine Geschenke für die Enkelkinder.
„80 Prozent unserer Bedürftigen sind Frauen“, erzählte mir Lydia Staltner, Gründerin des Vereins LichtBlick e.V. letztes Jahr. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht Menschen, die in Altersarmut leben mit Spenden oder Einkaufsgutscheinen unter die Arme zu greifen und den Menschen zu helfen, die sich selbst nicht mehr helfen können. Diejenigen, die es noch können sollten rechtzeitig damit anfangen. Und rechtzeitig bedeutet an dieser Stelle: So früh wie möglich!
Die Magie des Zinseszinseffekts
„Aber ich hab‘ doch noch Zeit, bis zur Rente“ und „Ich verdiene noch nicht genug Geld“ oder „Bei meinem geringen Einkommen lohnt es sich doch gar nicht“. Ich kenne diese Ausreden zu genüge. Nicht nur aus den vielen Zuschriften, die ich per Mail oder über Instagram bekomme, sondern auch weil ich sie selbst jahrelang erfolgreich angewandt habe.
Dabei braucht man jedoch gar nicht viel Geld, um anzufangen: 25 Euro monatlich können schon viel bewirken. Vorausgesetzt der Zinseszinseffekt hat genügend Zeit, um seine magische Wirkung zu entfalten. Wer 25 Euro monatlich nicht nur spart, sondern auch zu einer durchschnittlichen Rendite von 7 Prozent p.a. anlegt, hat nach 10 Jahren insgesamt 3.000 Euro beiseitegelegt, gleichzeitig aber ein Vermögen von 4.300 Euro. Klingt gut, oder?
Klingt noch besser, wenn man es auf 30 Jahre auslegt. Gleiches Prinzip: 25 Euro monatlich mit 7 Prozent Verzinsung. Das Ergebnis: Aus 9.000 Euro, die gespart und angelegt wurden, werden 29.412,73 Euro. Wen diese Rechnung nicht überzeugt, dem hilft nur noch Lotto spielen und aufs große Geld hoffen.
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MSCI World – ein Index für alle?
Wie legt man aber nun das Geld so an, dass es einem später eine schöne Rente sichert? Es gibt definitiv viele Wege, die ins Rentnerparadies mit Prosecconachmittagen und Rollatorausflügen mit den besten Freundinnen führen. Für Menschen, die nicht den ganzen Tag Aktienkurse studieren wollen (hier, ich!) gibt es die guten alten ETF-Sparpläne. Die Vorteile von ETF-Sparplänen habe ich bereits in meinem letzten Beitrag erläutert: Du kannst breit diversifizieren und damit dein Risiko senken, du hast geringe Kosten und Gebühren und somit mehr von deinem Gewinn und du bist sehr flexibel.
Die meisten, die nun mit einer Altersvorsorge anhand von ETFs starten, legen ihr Geld in den vielzitierten MSCI World an: 23 Länder und 1.643 Unternehmen aus den wichtigsten Branchen kommen hier zusammen. Wer es etwas ausgeklügelter hält, macht den klassischen Weg, indem man 70 Prozent der Investitionen in einen MSCI World steckt und 30 Prozent in den MSCI World Emerging Markets. Bei letzterem handelt es sich um 23 Schwellenländer mit Wachstumspotenzial. Bei dieser Kombi hat man etwa 85 Prozent des weltweit investierbaren Aktienmarktes abgedeckt. Also: ETFs auswählen, Sparplan aufstellen und einen Haken hinter die Altersvorsorge machen. Fertig!
Wer keine Lust auf Altersvorsorge hat, diese aber trotzdem schnell hinter sich bringen möchte, ist mit diesem Konzept gut bedient. Mir persönlich ist es zu langweilig, da hier interessante Trend-Themen untergehen.
Attraktive Alternativen
NASDAQ 100: Ayo Technology
Schaut man sich die 10-Jahres-Bilanz an, dann kommt der klassische MSCI World auf eine Gesamtperformance von 59,60 Prozent. Das klingt doch eigentlich sehr gut – es geht aber noch besser: Wer vor 10 Jahren in den NASDAQ 100 investiert hat, darf sich sogar über ein Plus von 315,84 Prozent freuen. Wer in diesen Index investiert, hat vor allem zukunftsträchtige Technologieunternehmen, wie die FAANG (Facebook, Amazon, Apple, Netflix & Google) sowie Biogen, Paypal oder Tesla im Portfolio. Etwa 60 Prozent der Unternehmen lassen sich klar dem Technologiesektor zuweisen. Trotzdem hat der NASDAQ 100 wenig Freunde: Zu konzentriert für Standardwerte, nicht konzentriert genug für einen Themen-Index.

NASDAQ 100
So viel zur Theorie. Die Praxis zeigt jedoch: Während andere Indizes noch immer kämpfen und der DAX seit Wochen träge in einer Seitwärtsbewegung schleicht, geht es für den NASDAQ 100 wieder ganz bullish in eine Richtung: Hoch in den Norden! Schon jetzt ist er dort angekommen, wo er vor der Coronakrise Anfang des Jahres war. Somit zeigt er auch gleich einer zweiten Theorie die kalte Schulter: In der Krise an Standardwerten festhalten.
Wer keine Lust auf US-Aktien hat, findet dieses Phänomen übrigens auch Hierzulande: Während der DAX eine 10-Jahres-Performance von 65,12 Prozent aufweist, sind’s beim TecDAX 243,79 Prozent. Und auch dieser Index erholt sich momentan viel schneller als der große DAX.
Biotechnologie: Schöne neue Welt
Ein weiterer spannender Index ist der NASDAQ Biotechnology. Zwar hat er im Zuge der Coronakrise ebenfalls einen Dämpfer abbekommen, hat sich aber fast genauso schnell erholt, wie er abgefallen ist. Die 10-Jahres-Performance liegt hier bei 321,89 Prozent. I like a lot!

NASDAQ Biotechnology
Biotechnologie wird uns nicht nur wegen Corona in Zukunft begleiten. Weiße Biotechnologie findet sich beispielsweise in Waschmitteln, Lebensmittel oder Kosmetik. Gerade im letzten Punkt hoffe ich auf bahnbrechende Durchbrüche und ewig jugendliches Aussehen. Oft steht übrigens eine ressourcen-schonendere und umweltfreundlichere Produktion im Vordergrund. Gerade im Bereich der Alltagsgegenstände ein absolutes Muss, wenn wir weiterhin unseren komfortablen Lifestyle pflegen und die Erde sauber für unsere Kinder hinterlassen wollen.
“I want security”
Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt ist alles rund um Cyber Security. Das Bundeskriminalamt schreibt, dass die Zahl der Cyber Angriffe steigt, während die Zahl der Aufklärung sinkt. Die Schäden, die dabei entstehen gehen in Milliardenhöhe. Dabei werden auch nur die angezeigten Fälle gemessen. Hat jemals jemand Phishing-Mails bei der Polizei angezeigt? Eben – ich auch nicht, obwohl ich fast täglich welche bekomme. Auch hier konnte man während der Coronakrise einen Anstieg erkennen. Doch genauso wie Etta James schon in den 60er-Jahren sang: I want security!
Die Digitalisierung der Geschäftswelt bedeutet auch mehr Angriffsfläche für digitale Kriminalität. Und schon kommen wir zu einem spannenden Themen-ETF: Rund 32 Prozent haben ETFs, die auf Cyber Security ausgerichtet sind im Jahr 2019 zugelegt. 10-Jahres-Renditen gibt es hier leider noch nicht. Meiner Meinung nach, hat dieses Thema aber enormes Potenzial sich weiter zu entfalten, da kein Unternehmen ohne Schutz agieren sollte. Und diejenigen, die es doch tun, müssen eben im Nachhinein in ihren Schutz investieren. So oder so, spielt es uns Anlegern in die Karten.
Rendite mit gutem Gewissen
Und dann gibt es noch das Thema Nachhaltigkeit. Wer keine Lust auf Waffen hat, kann die private Altersvorsorge mit ETFs ebenfalls entsprechend gestalten. Der Klassiker hier heißt ebenfalls MSCI World, genauer: MSCI World Socially Responsible Index (SRI). In ihm sind 400 Unternehmen aus den Industrieländern vertreten, die sich durch Attribute wie Verantwortung für Umweltschutz und Soziales sowie Unternehmensführung auszeichnen und nicht im Waffengeschäft tätig sind.
Im direkten Vergleich mit dem großen Bruder, schneidet der MSCI World SRI sogar noch besser ab: Im letzten Jahr machte der MSCI World ein Plus von 28,40 Prozent, der nachhaltige Index jedoch 30,54 Prozent. Und auch im 10-Jahresvergleich steht die waffenfreie Variante um 0,48 Prozent besser da.
Individuell oder von der Stange?
Du siehst: Deine Altersvorsorge mit ETFs kannst du sehr einfach gestalten oder sehr individuell. Ich persönlich bevorzuge den individuellen Ansatz und möchte bei meiner Investition Schwerpunkte setzen. Am Ende ist das wichtigste, dass deine Geldanlage zu dir passt, du dich mit deinen Investments wohlfühlst und dir genau Gedanken darüber gemacht hast, warum du in eine bestimmte Branche oder ein bestimmtes Thema investieren möchtest. Denn nur dann kannst du auch in Krisenzeiten ruhig bleiben – oder so wie ich: Jetzt erst recht investieren.
Ich möchte meine Prosecconachmittage als rüstige Rentnerin gesichert wissen. Und natürlich auch, dass ich mich später selbst versorgen kann und auch im Alter unabhängig bin. In diesem Sinne: Chin-Chin!
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Dieser Blogartikel ist Teil der Blogparade von ExtraETF zum Thema Altersvorsorge.
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