„Bezahl dich selbst zuerst“ – dieser Satz von George S. Clason aus seinem Buch „Der reichste Mann von Babylon“ ist mittlerweile zu einem beflügelten Wort innerhalb der Finanzszene geworden. Jeder Experte hat ihn schon mal gesagt und jeder Laie schon mal gehört. Aber was hat er eigentlich zu bedeuten, warum ist es so wichtig und wie gelingt es am Ende?
Das Problem der Selbstdisziplin
„Der reichste Mann von Babylon“ war eines Buch, das ich überhaupt zu dem Thema Finanzen gelesen habe. Und ich bin mir sicher, ich hätte heute noch immer nicht angefangen mich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen, wenn ich dieses Buch nicht gelesen hätte. Es vermittelt die absoluten Basiskenntnisse und hat meine eigenen Glaubenssätze und Prinzipien in Bezug auf Geld total verändert. Alles verpackt in die Geschichte eines Mannes aus Babylon.
Zwar hatte ich schon vor dem Buch immer mal wieder den Willen „mal etwas Geld zu sparen“, aber meistens hat es dann doch nicht geklappt. Bei mir sah es klassischerweise so aus, dass ich die ersten drei Wochen im Monat noch sehr diszipliniert war, Restaurantbesuche gemieden und alle Shopping-Apps vom Handy verbannt habe, aber am Ende doch schwach wurde. Mein Kontostand suggerierte mir dann immer wieder: „Komm, du warst jetzt so fleißig und hast jetzt noch so viel Geld übrig – belohn dich doch auch mal.“ Und Zack, kam die Belohnung und der Kontostand hat sich halbiert. Die Motivation war dann doch wieder flöten.
Das Problem hierbei war meine Selbstdisziplin. Wenn dir das bekannt vorkommt, dann keine Sorge, du bist nicht allein! Den meisten Menschen geht es so: Die Gehaltserhöhung wird für ein neues Auto ausgegeben und die Steuerrückzahlung für einen Extra-Urlaub. Als Extremfälle sind Lottogewinner oder Schauspieler bekannt, die Millionen einfach aus dem Fenster geworfen haben und zu Sozialfällen geworden sind. Manche erinnern sich vielleicht noch an Lothar Kuzydlowski. Als Arbeitsloser hat er Mitte der 90er knapp vier Millionen Mark im Lotto gewonnen und es geschafft innerhalb weniger Jahre alles zu verprassen. Fünf Jahre nach dem Lottogewinn starb er vollkommen pleite schließlich an einer Leberzirrhose.
Selbstdisziplin ist also ein wichtiger Faktor bei der Geldanlage. Wenn nicht sogar der wichtigste. Bezahl dich selbst zuerst, bedeutet nichts anderes, als dass man sich zuerst ums Sparen und Investieren kümmert, bevor man sein Geld für andere Dinge ausgibt.
Arme Oberschicht
Auch Robert T. Kiyosaki erzählt in seinem „Der reichste Mann von Babylon“ darüber und nennt es sogar als ersten Schritt bei der Geldanlage, den selbst viele wohlhabende Menschen und Gutverdiener falsch machen. Selbst Leute, die viel verdienen bezahlen erst andere: Den Kredit an die Bank fürs Eigenheim oder auch die teure Miete, dann wird der SUV abbezahlt, dann alle laufenden Rechnungen, Mitgliedschaftsbeiträge und Abos, schließlich wird das Geld für Konsumgüter und Dienstleistungen ausgegeben. Der Rest wird dann auf ein Sparbuch eingezahlt oder im besten Fall in Aktien investiert. Menschen, die so leben – und dabei ist es vollkommen egal, ob Geringverdiener oder Höchstverdiener – haben ein großes Problem: Sobald ihr Einkommen wegfällt, drohen ihnen hohe Schulden, Zahlungsunfähigkeiten und Probleme.
In der Grafik ist zu sehen, wie ihr Cashflow aussieht: Erst kommen die Einnahmen, diese werden dann direkt ausgegeben und von dem was übrigbleibt, wird versucht ein Vermögen zu bilden.
Meine persönlichen Verbindlichkeiten sind so gering, dass ich selbst im Falle einer Arbeitslosigkeit genug Geld hätte, um alle Rechnungen zu bezahlen und von dem Rest selbst in München noch gut leben könnte. Achte also bei deinen Verbindlichkeiten darauf, dass du kein unnötiges Geld für Dinge ausgibst, die dich im Notfall in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnten.
Kostenfalle Auto
Ein Klassiker hierbei ist das Auto. Ich weiß, es gibt viele Gegebenheiten, ab denen es schwierig ist, ohne Auto klarzukommen. Beispielsweise man lebt auf dem Land oder braucht das Auto, um die eigenen Kinder zu transportieren. Wer als Single in einer Großstadt lebt, sollte sich jedoch ernsthaft Gedanken darüber machen, ob die Bequemlichkeit der Mobilität die hohen Kosten rechtfertigt.
In München ist die Verkehrsanbindung so gut, dass man meist schneller öffentlich ans Ziel kommt, als mit dem Auto. Für kürzere Strecken nutze ich das Rad und für einen Urlaub mit dem Auto kommt man mit einem Mietwagen viel günstiger weg – zudem hat man hier die neuesten Modelle, die man fahren kann. Alles andere, wie größere Einkäufe gehen auch hervorragend mit Carsharing.
Das Prinzip „Bezahl dich selbst zuerst“ in der Umsetzung
Wie setzt man es denn nun am besten um, dass man sich selbst zuerst bezahlt? In der Grafik siehst du den Unterscheid im Cashflow: Bevor es an die Ausgaben geht, wendet man die eigenen Einnahmen zunächst einmal für das eigene Vermögen auf.
Das heißt, bevor du dein Geld für irgendwelche Verpflichtungen und insbesondere Konsumgüter ausgibst, geht erst einmal ein Teil davon an dich! Das kann beispielsweise die Einzahlung auf ein Tagesgeldkonto sein, um deinen Notgroschen aufzubauen, oder in dein Aktiendepot, um deine ETF– oder Aktiensparpläne zu bedienen.
Erst, wenn du diese Zahlung an dich selbst getätigt hast, kannst du andere bezahlen.
Robert T. Kiyosaki geht dabei sogar so weit, dass er sagt, bevor er seine Steuern zahlt, bezahlt er erst einmal sich selbst – was seine Steuerberater oder Buchhalter wohl regelmäßig in Panik versetzt.
Wie viel Geld solltest du dir selbst bezahlen?
Clason gibt in seinem Buch „Der reichste Mann von Babylon“ einen Mindestanteil von 10 Prozent deiner Einnahmen an. Das bedeutet, wenn du 2.000 Euro netto verdienst, legst du 200 Euro davon zur Seite. Für jemanden, der noch gar nichts spart und sich noch nicht selbst bezahlt, klingt es am Anfang nach viel Geld. Die Wahrheit ist jedoch: Es kommt hierbei auf das System an, das du anwendest.
Wenn es dir schwerfällt, auf 10 Prozent deines Einkommens zu verzichten, fang ruhig mit 5 Prozent an. Dann solltest du dich aber von Monat zu Monat um einen Prozentpunkt steigern, bis du zu mindestens 10 Prozent kommst.
Versuch es einfach, vielleicht schaffst du ja sogar mehr und legst am Ende 20 oder sogar 25 Prozent beiseite. Ich bin mir sicher, du wirst dich wundern, auf wieviel Geld man dann doch verzichten kann.
Mittlerweile zahle ich etwa 50 – 60 Prozent meines Einkommens an mich aus. Das heißt, so viel lege ich für meine Sparpläne und Aktieninvestments beiseite. Und wer mich kennt, weiß, dass ich alles andere als frugalistisch bin: Ich gehe gerne gut essen, reise viel und gerne und habe auch die ein oder andere Designer-Handtasche im Schrank. Das alles funktioniert für mich aber nur unter der Prämisse, dass ich mich vorher selbst bezahlt habe.
Natürlich weiß ich auch, dass es für viele nicht möglich ist, einen so großen Anteil beiseitezulegen. Hier muss man natürlich auch schauen, dass dafür der Einkommensanteil groß genug ist. Möglichkeiten, dein Einkommen zu steigern, sind beispielweise regelmäßige Gehaltsverhandlungen, Jobwechsel oder indem du dir eine zusätzliche Einkommensquelle suchst. Alles drei Dinge, die auch ich gemacht habe, um mein Einkommen zu erhöhen.
Systematisch zum besseren Cashflow
- Schau dir alle deine Ausgaben genau an und überleg dir, welche davon du streichen kannst. Klassiker sind alte Verträge oder Abos, die du nicht nutzt. Streiche diese Ausgaben und kündige unnötige Verträge. Und sei dabei ehrlich zu dir. Wann warst du beispielsweise das letzte Mal im Fitnessstudio? Die meisten Fitnessstudios leben von solchen Mitgliedschaften, die nur das gute Gewissen beruhigen. Günstiger kann dann beispielsweise eine 10er-Karte sein.
- Schaffe das Geld weg vom Girokonto. Entweder nutzt du für deine Eigenbezahlung ein Tagesgeldkonto oder direkt ein Aktiendepot. Wenn du noch keinen Notgroschen hast, dann brauchst du ein Tagesgeldkoto, um hier deinen Notgroschen aufzubauen. Ansonsten kannst du auch direkt auf dein Aktiendepot überweisen. Mach also nicht den Fehler, den ich früher gemacht habe und lass das Geld in greifbarer Nähe liegen!
- Erstell einen Dauerauftrag. Um dich selbst zu bezahlen gilt: Überweis das Geld direkt nach dem Eingang auf ein anderes Konto. Wenn du beispielsweise am 1. des Monats dein Gehalt bekommst, solltest du idealerweise gleich für den 2. des jeweiligen Monats einen Dauerauftrag.
Die „Bezahl-dich-selbst“-Methode ist ein System, dass du dir aufbauen musst, wenn du deine Finanzplanung auf ein nächstes Level heben willst. Für mich hat dieses System sehr viel verändert und ich bin mir sicher, dass ich ohne dieses System noch immer am Monatsanfang knausern würde, und am Monatsende deprimiert wäre. Also probier es aus und du wirst sehen, dass du deine Sparziele schneller erreichst und deine Investitionen leichter bedienen kannst!
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