Derivate werden von manchen verteufelt und wieder von anderen vergöttert. Denn mit einem geringen Einsatz, kannst du damit ein Vermögen machen. Du kannst aber auch dein gesamtes Vermögen verlieren. In den kommenden Wochen erzähle ich dir alles zu Futures, Zertifikaten, Optionsscheinen und Swaps. Ob du danach das Risiko selbst eingehen möchtest, bleibt dir überlassen. Du solltest dir jedoch den Vor- und Nachteilen dessen bewusst sein. Aber eins nach dem anderen.
Ein sonniger Tag in Barcelona
Vor ein paar Jahren war ich mit meinem Freund in Barcelona. Wir liefen vergnügt durch das wunderschöne Viertel Gòtic und kamen schließlich am alten Hafen vorbei. Es war ein wunderschöner Tag mit einer Temperatur von 20 Grad und strahlendem Sonnenschein mitten im Januar. Bei unserem Spaziergang kamen wir an einer Spielothek vorbei, deren Tür offen stand. Im Hintergrund des dunklen Raums sah man Männer an diesen klassischen Einarmbanditen sitzen, während fast direkt an der Tür ein Münzschieber stand – voll beladen mit Euromünzen. Spontan packte ich meinen Freund am Arm und zog ihn in die dunkle Spielhölle rein. Nachdem ich den Münzschieber einmal umkreist und total ahnungslos analysiert hatte, kramte ich mein letztes Eurostück aus der Tasche und warf es ein. Der besenartige Schieber setzte sich in Bewegung, schob die Münzen in meine Richtung und dann passierte das, was meist in solchen Spielotheken passiert: Nichts. „Hast du noch nen Euro?“, fragte ich meinen Freund. Amüsiert und kopfschüttelnd gab er mir auch sein letztes Eurostück. Ich war angefixt und wollte es noch einmal am gleichen Schieber probieren.
Also warf ich auch seine letzte Geldmünze ein, und wieder bewegte der Münzschieber das viele Geld in meine Richtung. Jetzt ist es so weit, dachte ich. Aber wieder geschah nichts. Enttäuscht schaute ich meinen Freund an, der mich schon am Arm packte und aus diesem furchtbar ungemütlichen Laden ziehen wollte, als plötzlich hinter uns die Münzen anfingen zu klirren und nicht mehr aufhörten: Jackpot! Vollkommen erstaunt sahen wir uns an – damit, haben wir nicht gerechnet. Mit beiden Händen packten wir laut lachend die vielen Münzstücke in unsere Taschen und sahen zu, dass wir schnell aus dem Laden rauskamen. Meine kleine Handtasche war bis zum Rand gefüllt mit Münzstücken und wog nun einiges mehr. Die bösen und erstaunten Blicke der anderen Spieler, die vermutlich den ganzen wunderschönen Tag schon dort verbrachten, spürten wir förmlich sich in unsere Rücken bohren, als wir den Laden immer noch laut lachend verließen.
Mit nur 2€ Einsatz gewannen wir in nicht mal 5 Minuten über 40€. Was wir damit machten? Wir gingen in ein schönes Café und bestellten zwei Gläser Champagner. So viel Glück musste gefeiert werden!
Glücksspiel & Derivate
Warum ich mit dieser Geschichte zum Thema Derivate einsteige? Weil Derivate letztendlich Wetten auf die Zukunft sind und höchst spekulativ. Vor allem als Anfängerin solltest du die Finger davon lassen. Falls du dir der Risiken bewusst bist und ein wenig den Nervenkitzel suchst, können Derivate ein spannendes Feld sein. Solltest du dich dafür entscheiden, dann denk daran, nur Geld einzusetzen, auf das du verzichten kannst. Denn ob der Münzschieber sich weit genug bewegt, damit du satte Gewinne einstreichst, kann niemand vorhersagen. Und das Wichtigste, wie bei Glücksspielen: Gewinne einstreichen und rausgehen.
Was sind Derivate?
Das Wort Derivate stammt vom lateinischen Wort derivare und bedeutet ableiten, was ziemlich genau dem entspricht, was Derivate auch tun: Sie leiten sich von einem Basiswert bzw. Englisch dem Underlying, ab. Dies kann eine Anleihe, ein Rohstoffpreis, eine Aktie oder ein Index sein. Anleihen sind Finanzverträge, die aufgrund eines Einsatzes, Zahlungen zu einem späteren Zeitpunkt festlegen. Bei Derivaten macht man nun nichts anderes, als eine Wette darauf abzuschließen, ob die Aktien oder Anleihen steigen oder ob sie fallen. Und das birgt so manche Tücken mit sich.
Die Entwicklung von Aktienkursen ist meiner Meinung nach nie wirklich vorhersehbar. Besonders nicht in einer Zeit, wie der unseren, wo immer wieder neue Technologien erfunden werden, die uns das Leben erleichtern. Wer hätte vor ein paar Jahren noch ahnen können, dass die SMS fast vollkommen von einer Erfindung namens WhatsApp verdrängt wird und die großen Telekommunikationsanbieter darunter leiden? Bei Derivaten bist du oftmals an einen festen Termin gebunden, oder wettest sogar um das Vielfache des Wertes. Daher können unvorhergesehene Ereignisse, die den Kurs runterziehen besonders gefährlich sein und deinen gesamten Einsatz in kürzester Zeit vernichten.
Zu den wichtigsten Derivaten zählen Zertifikate, Futures, Optionsscheine oder Swaps. All diese Produkte werde ich in den folgenden Wochen erklären.
Wie funktionieren Derivate?
Steigende oder fallende Kurse
Wie schon erwähnt sind Derivate Wetten auf die Zukunft, deren alleinige Grundlage Spekulationen sind. Der Vorteil ist, dass du dabei nicht den Basiswert kaufen musst. Wenn du etwa zum Pferderennen gehst, dann wettest du eben auch auf die Platzierung des Pferdes und kaufst nicht gleich das ganze Pferd. Du kannst dabei auf steigende Kurse oder fallende Kurse setzen. Du musst also nicht das beste Pferd im Stall nehmen, auf das du wettest, sondern kannst auch auf eines wetten, von dem du sicher bist, dass es als letztes in die Ziellinie eintrudelt.
Bezugsgröße
Außerdem kannst du Derivate mit einer Bezugsgröße von beispielsweise 1:10 oder 1:100 wählen. Angenommen du möchtest Derivat auf Gold kaufen, das 100€ wert ist, du hast aber nur noch 10€ in der Tasche. Dann wählst du die Bezugsgröße 1:10. Falls nun der Wert um 10% steigt, steigt dein Derivat nicht anteilsmäßig auf 11€, sondern auf 20€. Du hättest also deinen Einsatz verdoppelt! Aber Achtung: Genauso verhält es sich in die andere Richtung und du bist dein Geld los, noch bevor du das Wort Gold sagen kannst.
Risikoabsicherung
Ein dritter Punkt ist die Risikoabsicherung. Mal angenommen, du hast eine Avocadoplantage in Peru und bist dir nicht sicher, ob die Avocado nächstes Jahr immer noch die Lieblingsfrucht jedes Instagramers und jedes Hipsters ist, oder vielleicht von der Banane verdrängt wird. Dann kannst du ein Derivat kaufen, das dir schon vor der Ernte einen Preis von je 1€ für deine Avocados zusichert. Der Händler wiederum möchte sich absichern, dass er nicht mehr als 1€ pro Avocado zahlen muss, damit auch er noch eine entsprechende Gewinnmarge hat. Sinkt der Handelspreis auf 70 Cent pro Avocado, hast du Glück gehabt. Steigt der Marktpreis auf 1,30€ je Avocado hat der Händler Glück gehabt und dir entgehen 30% mehr Gewinn. Auch hier: Eine Wette auf die Zukunft.
Alles nur Spekulation?
Fast jeder seriöse Berater wird dir von einem Investment in Derivate abraten. Du weiß nie, wie sich die Kurse entwickeln und kannst dabei eine Menge Geld verlieren. Ebenso vervielfachst du deine Gewinne, solltest du ein glückliches Händchen haben. Anfängern wird grundsätzlich von einem Investment abgeraten, da auch die Verträge meist viel zu kompliziert und es am Ende manchmal nur einen Gewinner gibt: die Bank.
Ein weiterer Nachteil ist, dass durch solche Spekulationsgeschäfte auf Rohstoffe, die Preise für Nahrungsmittel unnatürlich in die Höhe getrieben werden und arme Menschen sich aufgrund gewiefter Spekulanten, ihr tägliches Brot oder ihren Reis nicht mehr leisten können.
Wie ich von Anfang an gesagt habe, möchte ich mit diesem Blog jedoch nie den einzig richtigen Weg der Geldanlage aufzeigen. Jede hat eine andere Ausgangssituation und eine andere Risikotoleranz. (Stichwort: Magisches Dreieck). Ob du dich am Ende für den Kauf von Derivaten entscheidest oder nicht, ist einzig dir überlassen. Mir ist es wichtig, das Thema hier anzusprechen und einen Einführung darin zu geben. Als nächstes erfährst du hier etwas über ein konkretes Derivat: Zertifikate.