Über Geld sprechen – für die meisten Menschen gar nicht so einfach und in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema. Wie soll man mit seinen Kindern über Geld sprechen, wenn man es schon mit dem Partner oder der besten Freundin nicht kann? Dabei wird schon in Kindestagen festgelegt, welche Art von Mindset wir später haben. Umso wichtiger also, die eigenen Kinder auf das Thema vorzubereiten.
Sagen, Fensterstürze und Osmose
„Auch ich hätte mich rückblickend eher darüber gefreut, etwas über unser Rentensystem, die Versorgungslücke und Anlagemöglichkeiten zu erfahren, als ein halbes Jahr lang die Nibelungensage zu lesen und den Unterschied zwischen dem ersten, dem zweiten und dem dritten Prager Fenstersturz zu lernen.“ – schreibe ich in meinem Buch „Easy Money“. Persönliche Finanzen stehen in der Schule leider nicht auf der Agenda.
Man lernt zwar Zählen, sowie die Berechnung von Zins und Zinseszins, aber wie sich diese Fähigkeiten auf das eigene Geldmanagement anwenden lassen, lernt man leider nicht. Stattdessen liest man ein halbes Jahr lang die Nibelungensage, hört sich historische Anekdoten an und lernt den Unterschied zwischen Osmose und Diffusion.
Diffus wird es auch, wenn es um die finanzielle Bildung geht. Denn dies ist schließlich ein Thema, was stark von den Eltern geprägt wird. Entweder sprechen die Eltern weder miteinander noch mit den Kindern über Geld. Oder: Sie sprechen darüber, kennen selbst aber auch nur die Basics. Oder: Sie sind selbst fit und bringen ihren Kindern bei, wie sie Geld für sich arbeiten lassen können. Letzteres ist und bleibt wohl leider die Ausnahme.
Meine Eltern haben mir immer erzählt, wie wichtig es ist, gut in der Schule zu sein, um später mehr Geld zu verdienen. Und, dass ich mein Geld auch sparen soll. Allerdings wusste ich auch nicht, warum und worauf ich sparen sollte. Neben der Schule habe ich zwar immer gejobbt, im Teenageralter meine Ersparnisse jedoch für lange Shoppingtouren ausgegeben. Die Frage, warum man sparen soll, konnten mir meine Eltern halt auch nicht vollständig beantworten. Denn auch bei den meisten Erwachsenen herrscht wenig finanzielle Bildung.
Finanzielle Bildung bei Erwachsenen
Neueste Studien der OECD bestätigen es leider erneut: Die meisten Menschen verfügen kaum über finanzielle Bildung. Von möglichen 21 Punkten in einer von Wissenschaftlern entwickelten Skala, erreichen die Deutschen gerade einmal 13,9 Punkte und liegen somit hinter Ländern wir Österreich, Slowenien oder Hongkong. Insbesondere in Deutschland zeigt sich sogar ein Gefälle zwischen jungen und alten Menschen: Die Jungen besitzen nicht nur weniger Kenntnisse rund ums Geld, sie gehen auch schlechter damit um.
Durchschnittlich konnten die Studienteilnehmer maximal 63 Prozent der Fragen richtig beantworten. Klar, der Test war anspruchsvoller, als Trumps Demenz-/“Intelligenz“-Test und die Erwachsenen mussten mehr machen als sich die Wörter person, woman, man, camera, tv zu merken. Wer nicht weiß, worauf ich hinaus möchte, hier ein Hinweis:
Bei der OECD-Studie wurde es etwas komplexer: Um die Finanzkenntnisse zu ermitteln, wurden Grundkenntnisse von Finanzkonzepten wie Inflation abgefragt – und zwar sowohl einfache Zinsen (also der Preis des Geldes über die Zeit) als auch kumulative Zinsen (z.B., die Vorteile des langfristigen Sparens und Anlegens) oder das Risiko im Hinblick auf Diversifikation.
Basiskenntnisse, die wirklich jeder kennen sollte:
- Mein Geld wird mit der Zeit durch die Inflation entwertet
- Je länger ich spare und anlege, desto besser wirkt sich der Zinseszinseffekt auf mein Vermögen aus
- Um mein Risiko zu streuen, sollte ich in verschiedene Unternehmen und/oder Produkte investieren
- person, woman, man, camera, tv 😉
Der Gender-Talk-Gap
Wie steht es denn um die nächste Generation? Eine US-Studie fand heraus, dass Eltern öfters mit Jungen, als mit Mädchen über Geld sprechen. Die Folge: Jungs halten sich für viel klüger, wenn es um ihre eigenen Finanzkenntnisse geht. Mädchen sind verunsichert.
Um die Gender-Wundertüte jetzt noch richtig zum Platzen zu bringen: 80 Prozent der Eltern von Jungen waren der Meinung, dass ihr Kind den Wert eines Dollars versteht – im Vergleich zu nur 69 Prozent der Eltern eines Mädchens. Vielleicht auch der Grund, warum ebenfalls um 11 Prozentpunkte mehr, die Eltern unterschiedlich für die Zukunft der Kinder sparen: Eltern von Mädchen sparen seltener für eine Ausbildung auf dem College.
Noch immer scheint also in den Köpfen vieler Eltern zu stecken, dass Jungs klüger bei Geldthemen sind und später auch Geld für eine bessere Bildung brauchen. Und die Mädchen? Vielleicht können die dann ja immer noch die Hausfrauenschule besuchen. Denn seit Dr. Oetker wissen wir ja: „Eine Frau hat nur zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen? Und was soll ich kochen?“
Scherz beiseite: Mädchen, denen schon früh beigebracht wird, dass sie zu dumm für Mathe sind und Bildung nicht wichtig wäre, sind diejenigen, die später in einem schlecht bezahlten Job landen, bei dem sie lebenslang unterbezahlt sind. Der Gender-Pay-Gap fängt eben auch schon bei unseren Kindern an.
Bleibt nur zu hoffen, dass er nicht erst dann geschlossen wird, wenn diese Kinder als Erwachsene in die Wirtschaft und Politik strömen.
Was passiert, wenn Eltern mit ihren Kindern über Geld sprechen?
Allein die Tatsache, ob Eltern mit ihren Kindern über Geld sprechen oder nicht, hat weitreichende Folgen. Bleiben wir beim Beispiel College: Kinder sparen für das College, wenn die Eltern mit ihnen auch darüber sprechen. 58 Prozent der Kinder, deren Eltern häufig mit ihnen über das Sparen fürs College sprechen, sagen, dass sie selbst dafür sparen. Im Gegensatz zu nur 23 Prozent der Kinder, deren Eltern nicht über das Sparen sprechen.
Sprechen die Eltern mit den Kindern sogar über Aktien und andere Anlageformen, sparen sogar 81 Prozent der Kinder für später. Denn genau mit diesem Prinzip können Kinder eben auch die Mechanismen des Geldes lernen: Spare ich heute Geld und lege es an, habe ich später mehr Geld für mich.
Zudem sahen sich die Kinder der gesprächswilligen Eltern eher als „Sparer“, die anderen hingegen als „Geldausgeber“. Was im Kindesalter 20 Euro Taschengeld sind, die unnütz ausgegeben werden, können im Erwachsenenalter Konsumschulden in Höhe von 20.000 Euro werden.
Geldbildung in jedem Alter
Laut einer weiteren Studie zu Finanzen und Kindern, verstehen Kinder ab drei Jahren bereits die Grundlagen von Geld. In diesem Alter kann man ihnen also erklären, was Geld ist und wie es funktioniert.
Ab vier Jahren verstehen Kinder wo das Geld herkommt und, dass Menschen dafür arbeiten gehen. Außerdem lernen sie auch zukünftige Ereignisse zu verstehen. Ab diesem Alter kann man also schon vom „Sparen für später“ sprechen und vermitteln, warum es gut sein kann, heute auf etwas zu verzichten, um später mehr von etwas zu haben.
Ab sieben Jahren verstehen Kinder sogar bereits, was Ungleichheiten und Diskriminierungen hinsichtlich fairer Bezahlung bedeutet. Meiner Meinung nach unglaublich, nachdem es immer noch von vielen Erwachsenen nicht verstanden wird. Sollte also dein Arbeitgeber einer fairen Bezahlung nicht nachkommen, kannst du ja vielleicht darauf hinweisen.
Kinder ab 10 Jahren kann man dann schließlich auch schon die Funktionsweise des Geldsystems und von Banken erklären – vorausgesetzt, man hat es selbst verstanden und sich informiert. Ab diesem Alter sollte man sich auch ruhig schon trauen über Investitionen und Aktien zu sprechen.
Für Kinder ab 10 Jahren gibt es bald übrigens auch ein ganz tolles Buch, dass alle wichtigen Aspekte von Geld und eigenen Finanzen erklärt. Hier könnt ihr es für euer eigenes Kind vorbestellen oder auch verschenken: “Mein Geld, dein Geld: Von Kröten, Mäusen und Moneten”
ETF-Sparpläne für Kinder
Wenn du für dein Kind Geld nicht nur sparen, sondern auch anlegen möchtest, empfehle ich dir den Robo-Advisor OSKAR. Hier kannst du schon ab 25 Euro monatlich Geld in ETFs anlegen – und zwar im Namen deines Kindes! Finde ich persönlich ziemlich cool, weil man den Nachwuchs so schon automatisch an Aktien und Investitionen heranführt. Und das Beste: Dadurch, dass es eine eigene IBAN gibt, können sich auch die Großeltern oder Patentante und -onkel daran beteiligen. Mehr dazu hier:
OSKAR ist der ETF-Sparplan für Kinder, empfohlen von der Zeitschrift ELTERN
Natürlich ist die Entwicklung bei jedem Kind anders und man muss nicht erwarten, sich mit fünfjährigen über Inflation zu unterhalten. Viel wichtiger ist es, Geld nicht zum Tabuthema zu machen und auch eigene Erfahrungen zu teilen und weiterzugeben. Lasst uns dafür sorgen, dass Kinder sich finanziell sicher fühlen und Mädchen ein mindestens genauso großes finanzielles Selbstbewusstsein entwickeln, wie Jungs.
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