Alle wollen ETFs und die meisten stürzen sich auf bekannte und beliebte Aktien-ETFs wie den MSCI World oder S&P 500 Index. Dabei gibt es in der Welt der ETFs noch viele andere Möglichkeiten, die interessant sind und dabei helfen das eigene Portfolio breiter aufzustellen.
Hier sind die verschiedenen Arten von ETFs, die man kaufen oder besparen kann.
Aktien-ETFs
Aktien-ETFs sind der Klassiker. Ihnen liegt ein Aktienindex, wie der DAX oder der bereits erwähnte MSCI World zugrunde. Da Aktien die größte und vielfältigste Anlageklasse sind, besteht mit dem Kauf dieser ETFs auch der größte Gestaltungsspielraum für Anlegerinnen, um für sich Anlageschwerpunkte zu definieren. Wer du eine breite Streuung über alle Länder, Branchen und Unternehmensgrößen hinweg anstrebst, bist du mit einem ETF auf den MSCI World gut beraten. Soll in der Anlage ein Schwerpunkt auf Schwellenländern liegen, kannst du einen ETF auf den MSCI Emerging Markets gewählt werden.
Das ist für viele eine gute du ausreichend diversifizierte Basis. Du kannst dein Portfolio jedoch auch ein wenig interessanter gestalten du einen Schwerpunkt setzen. Beispielsweise indem du dich für einen technologiebasierten ETF setzt, oder einen besonders dividendenstarken, oder einen, der auf nachhaltige Unternehmen ausgerichtet ist.
Mehr dazu findest du auch hier: Altersvorsorge mit ETFs
Bei jeder dieser Schwerpunktbildungen ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Streuung im Vergleich zu einem ETF auf den MSCI World sinkt und damit die Risikokonzentration steigt.
Anleihen-ETFs
Anleihen-ETFs bilden einen Anleihen-Index ab und investieren sowohl in Staats- als auch Unternehmensanleihen. Es gibt eine Vielzahl an verfügbaren Indizes. Allerdings gibt es im Vergleich zu Aktien-Indizes keinen weltweit stark verbreiteten bzw. anerkannten Index wie den MSCI World. Ähnlich wie bei Aktien-ETFs kannst du als Anlegerin selbst Schwerpunkte wählen, indem du beispielsweise einen Index wählst, der eher in Unternehmensanleihen einer bestimmten Branche investiert oder auch nur Staatsanleihen berücksichtigt.
Weitere Einschränkungen könnten die Bonität oder die Region der Emittenten der Anleihen sein. Die Vor- und Nachteile gegenüber Aktien-ETFs ergeben sich aus der zugrunde liegenden Anlageklasse. Anleihen gelten als risikoärmer im Vergleich zu Aktien und können daher das Risiko eines Portfolios reduzieren.
Das Aber ist jedoch so groß, dass es in Versalien gehört: ANLEIHEN BRINGEN MOMENTAN KAUM RENDITE. Die Zinsen bei Anleihen hängen mit der aktuellen Niedrigzinspolitik zusammen. Und die sieht angesichts Corona sehr düster aus. Daher „lohnen! Sich eigentlich nur wirklich langfristige Anleihen von 10 – 15 Jahren. Wer will sich aber schon für so einen langen Zeitraum festlegen?
Gewinne entstehen bei Anleihen aus den jährlichen Zinsen und aus Kurssteigerungen. Daher gibt es auch immer wieder Anleihe-ETFs, die besonders gut abschneiden und Renditen von 5 oder 6 Prozent einbringen. Wer also einen Teil des Geldes etwas risikoärmer parken möchte, kann das mit Anleihen-ETFs tun. Ich persönlich bin kein großer Fan.
ETFs auf Rohstoffe
Ein Rohstoff-ETF bildet – surprise – einen Rohstoff-Index nach. Als Anlegerin kannst du hier entweder in einzelne Rohstoffe oder in breit diversifizierte Rohstoffklassen investieren. Die Abbildung erfolgt dabei synthetisch über Terminkontrakte – auch bekannt als Futures. Das Angebot an ETFs ist im Vergleich zu den vorherigen Anlageklassen deutlich geringer. Ebenso fehlen wie bereits bei Anleihe-ETFs ein weltweit verbreiteter Leitindex sowie ein standardisierter Gewichtungsmechanismus wie die Marktkapitalisierung.
Ein Bereich bei Rohstoffen ist besonders umstritten. Und zwar sind es Agrarrohstoffe. Sprich: Lebensmittel. Hier gibt es unterschiedliche Studien, die behaupten, dass diese Lebensmittelspekulation die Preise in die Höhe treibt und sie für Menschen in ärmeren Regionen zu teuer macht. – Und es gibt Studien, die behaupten das Gegenteil. Ich persönlich vertrete die Meinung: Mit Essen spielt man nicht. Außerdem gibt es so viele andere Möglichkeiten Geld zu investieren.
Ein Investment in Rohstoffe gilt grundsätzlich als krisensicher, da der Markt unabhängig ist vom Aktienmarkt. Mit dem Handelsstreit zwischen USA und China im Hintergrund kann das also als Beimischung interessant sein. Aber: Die Coronakrise hat nicht nur den Aktienmarkt, sondern auch den Ölmarkt kalt erwischt.
Eine Alternative zu einem ETF auf Rohstoffe könnten Aktien-ETFs oder Anleihe-ETFs auf Unternehmen der Grundstoff-Industrie sein.
ETFs auf Edelmetalle
Eine weitere Möglichkeit der Anlage in ETFs besteht in der Anlageklasse der Edelmetalle wie Gold oder Platin. Diese Anlageklasse wird zum Teil auch als Teilsegment der Klasse der Rohstoffe verstanden, so dass alle dort genannten Vor- und Nachteile auch für diese ETFs gelten: Sie gelten als krisensicher und sind unabhängig vom Aktienmarkt.
Klassische Edelmetalle sind Gold, Silber, Platinum oder Palladium. Edelmetalle sind endlich verfügbar – und unzerstörbar. Rohstoffe sind aber auch an bestimmte Industrien gebunden: Platin ist nicht nur als Schmuck beliebt, sondern kommt vor allem in Fahrzeugen vor. Wenn diese Branche mal durch eine andere abgelöst wird, die dieses Edelmetall nicht mehr braucht, wird hier vermutlich auch der Preis sinken.
ETFs auf den Geldmarkt
ETFs auf den Geldmarkt bieten einen einfachen Zugang zum Geldmarkt. Sie sind sehr risikoarm. Die häufigste Variante dieser ETFs im Euro-Raum repliziert synthetisch den EONIA-Zinssatz des Geldmarkts.
Alternativ kann als Näherung die physische Replikation durch kurzlaufende (deutsche) Staatsanleihen geschehen. Geldmarkt-ETFs können in einem Anlageportfolio dazu dienen, Liquidität zu parken. Durch die derzeit extrem niedrigen Geldmarktzinsen und der Kosten der ETFs sind eher negative Renditen zu erwarten – also mein Tip: Finger weg von ETFs aus den Geldmarkt!
Wenn du allerdings in der Situation bist, dass du dein Geld für eine bestimmte Zeit irgendwo parken und dafür ein wenig Zinsen bekommen möchtest, dann empfehle ich dir eher ein Festgeldkonto.
Immobilien-ETFs
Immobilienpreise boomen Doch wer in diesem Markt mitmischen möchte, braucht in der Regel vor allem eins: Ein dickes Startkapital. Denn schließlich sollte man bei einem Immobilienkauf mindestens die gesamten Kaufnebenkosten aus eigener Tasche zahlen. Das macht etwa 10 Prozent des Immobilienpreises aus und somit ist man da definitiv im fünfstelligen Bereich.
Wer nicht so viel Startkapital hat oder sich auch einfach nicht an eine Immobilie binden möchte, kann mit Immobilien-ETFs trotzdem das eigene Portfolio etwas breiter diversifizieren.
Immobilien-ETF investieren dabei in börsennotierte Immobilienunternehmen oder / und in Real Estate Investment Trusts (kurz: REITs), die eine besondere, börsengehandelte Art des Immobilienfonds darstellen.
REITs haben zwei große Vorteile: Sie profitieren von Steuerbegünstigungen und sind verpflichtet bis zu 90 Prozent ihrer Gewinne an die Investoren auszuschütten – also an dich!
Mehr zu dem Thema REITS findest du auch hier: REITS: Immobilien-Investments für den kleinen Geldbeutel
Die Gewichtung zwischen den beiden Anlageformen sowie die Region, in der investiert wird, kann dabei durch die Auswahl des entsprechenden ETFs gesteuert werden, so dass auch hier eine entsprechende Schwerpunktsetzung je nach Anlagewunsch möglich ist.
Gemischte ETFs
Zu guter Letzt gibt es noch ein Schmankerl für alle, die sich nicht entscheiden können, aber irgendwie alles haben wollen: Gemischte ETFs oder Multi-Asset-ETFs bieten dir Zugang zu gleich mehreren Anlageklassen.
Oft investieren sie neben Aktien und Anleihen meist auch in andere Anlageklassen wie Rohstoffe, Immobilien oder Geldmarkt und haben zwei Ziele: Performance und Diversifikation.
Für solche gemischten ETFs gibt es natürlich keinen weltweiten Leitindex und keine standardisierte Gewichtung zwischen den Anlageklassen. Ebenso ist die Auswahl möglicher ETFs noch recht gering im Vergleich zu reinen Aktien- oder Anleihe-ETFs. Der Vorteil gemischter ETFs ist, dass sie das Rebalancing zwischen den Anlageklassen automatisch z.B. vierteljährlich durchführen.
Für mich sind solche gemischten ETFs weder was Ganzes noch was Halbes. Dann lieber verschiedene ETFs aus den Bereichen wählen, die dich interessieren und dann selbst gewichten.
So viel zu dem Überblick über die verschiedenen ETF-Arten. Du siehst: Du musst nicht immer nur in den MSCI World investieren, sondern kannst dein Geld auf viele verschiedene Anlageformen streuen und damit dein Risiko senken oder deine Performance verbessern.
Was du noch über ETFs wissen solltest:
Mit Hilfe eines ETFs (engl. Exchange Traded Fund, deutsch: börsengehandelter Indexfond) wird die Wertentwicklung eines ausgewählten Börsenindizes abgebildet. Diese Börsenindizes können dabei aus allen Anlageklassen abgeleitet werden.
Über alle ETFs der verschiedenen Anlageklassen hinweg gibt es zwei wesentliche Unterschiede. Zum einen kann der ETF den abzubildenden Index physisch nachbilden. Dabei werden die Assets des Index in der entsprechenden Gewichtung vom Fonds gekauft. In einem bestimmten Rhythmus erfolgt dann jeweils durch Käufe bzw. Verkäufe die Anpassung an die Gewichtung des Index. Dem gegenüber steht die synthetische Nachbildung, bei der durch Tauschgeschäfte (Swaps) die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Indexfonds abgebildet wird.
Der zweite wesentliche Unterschied ist die Unterscheidung in ausschüttende und thesaurierende ETFs. Erstgenannte schütten die Dividenden (bzw. Zinsen, Erträge), die sie erhalten, zu bestimmten Zeitpunkten gebündelt an die Anleger des ETFs aus. Letztgenannte ETFs verwenden die Dividenden zum Kauf weiterer Anteile der Assets entsprechenden Index (Wiederanlage). Damit ist ein langfristiger Vermögensaufbau analog dem Zinseszinseffekt möglich, denn auch die neu hinzugekauften Assets erzielen ihrerseits wieder Dividenden.
Der erste Vorteil von ETFs, der sich wie die übrigen Vorteile im Wesentlichen auch auf die folgenden ETFs der einzelnen Anlageklassen vererbt, sind die geringeren Kosten im Vergleich zu einem aktiv gemanagten Fonds. Da es eine klare Vorgabe gibt, welcher Index nachgebaut wird, entfallen die Kosten fürs Fondsmanager, die eigene Strategien entwickeln. Aufgrund der Kopplung an einen Index sind ETFs transparent hinsichtlich der Zusammensetzung und durch des Handels an der Börse auch jederzeit liquide. Zudem kann auch über kleine Investments durch den Anleger in einen ETF in den gesamten hinter dem ETF stehende Index bzw. Markt investiert werden.