Das Thema Geld hat gerade in Beziehungen (und solchen die es werden wollen) so viele ungeschriebene Regeln und Verhaltensmuster, dass es Zeit wird auch mal hier darüber zu reden. Und welcher Tag würde sich dafür nicht besser anbieten, als der Valentinstag!
Geld in Beziehungen
Am Anfang läuft noch alles total harmonisch ab: Man ist verliebt, der Partner (oder die Partnerin) nahezu perfekt und Geld ist ja sowieso vollkommen unwichtig, weil ja alles so toll und rosarot ist. Wenn man sich streitet, dann darüber, wer denn nun das größere Stück Pizza haben darf. (Nimm du es. – Nein, du. – Nein, du….)
Diese Phase findet früher oder später ein jähes Ende. Und dann gehts ans Eingemachte: Laut einer Forsa-Umfrage, haben 43 Prozent der befragten Paare schon einmal über das Thema Geld gestritten. Bei jedem zehnten Paar gibt es wegen finanziellen Angelegenheiten sogar regelmäßig Zoff.
Früher war alles klar geregelt: Mann geht arbeiten, Frau bekommt Haushaltsgeld und ist gefälligst ruhig. Diese Zeiten sind (halleluja!) mittlerweile vorbei. In den meisten Partnerschaften sind beide gleichberechtigt: Beide verdienen Geld und entscheiden selbst, was sie mit ihrem Geld anfangen. Im Vergleich zu früher ist dies zwar besser, kann aber unter Umständen auch zu Komplikationen führen. Wie geht man also am besten vor, damit man sich nicht, wie früher bei Jürgen von der Lippe zwischen Geld und Liebe entscheiden muss.
Let’s talk about… money
Das Problem fängt schon damit an, dass die wenigsten Paare über Geld reden. Viele wissen nicht einmal, was eigentlich der oder die andere verdient. Sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und darüber zu diskutieren, wie der jeweilige Status quo ist und welche Vorstellungen man hat, ist allerdings der erste Schritt für eine glückliche Beziehung, in der erst gar nicht um zu teure Schuhe oder zu teuren Wein gestritten wird.
Wenn man nicht zusammenwohnt spielt das Thema Geld noch eine unwichtige Rolle: Jeder verdient das eigene Geld, mit dem man den eigenen Haushalt schmeißt und sich darüber hinaus gönnen kann, was man möchte. Spätestens wenn aus zwei Haushalten ein gemeinsamer wird, ändern sich die Spielregeln.
Hier muss man sich nun entscheiden, wie man vorgehen möchte: Soll es ein gemeinsames Konto geben? Werden Haushaltseinkäufe aus einer gemeinsamen Haushaltskasse bezahlt? Zahlt derjenige, der mehr Geld verdient auch mehr für die Miete?
Bewährt hat sich in diesem Fall meist das 3-Konten-Modell.
3 Konten für die Liebe
Das 3-Konten-Modell funktioniert kollektivistisch: Paare, die kollektivistisch handeln, sind wie eine gemeinsame Einheit: Alles Geld ist gemeinsames Geld. Solche eine Sichtweise ist auf eine lange Zukunft ausgerichtet, bei der man davon ausgeht, dass sich langfristig ohnehin alles ausgleicht.
Das Gegenteil davon ist die individualistische Sichtweise: Jeder verwaltet sein eigenes Geld. Man teilt sich alle Ausgaben zur Hälfte und der Rest bleibt bei demjenigen, der es verdient hat. Verdient einer mehr als der andere, hat man eben Pech gehabt.
Das 3-Konten-Modell funktioniert nun nach folgendem Prinzip:
- Schritt: Beide Partner überweisen ihr volles Gehalt auf ein gemeinsames Konto. Von diesem werden nun alle gemeinsamen Ausgaben abgezogen: Miete, Lebensmittel, neue Möbel, und so weiter. Wenn Kinder da sind, dann werden natürlich auch diese Kosten von dem Gemeinschaftskonto abgezogen.
- Schritt: Das Geld, was nach Abzug aller Kosten übrig bleibt, wird jeweils zu 50 Prozent auf die separaten Konten beider Partner überwiesen. Dort können dann beide jeweils individuell für sich entscheiden, was sie mit dem Geld anstellen.
Natürlich bietet auch diese Variante Streitpotenzial: Hat mein Partner wirklich alles überwiesen, oder unterschlägt er mir etwas? Was ist, wenn ich selbstständig bin und Tag und Nacht an einem Projekt gearbeitet habe, mein Partner nun aber über einen Teil dieses Geldes verfügen darf?
Das 3-Konten-Modell ist nicht auf kurze Liaisons ausgelegt, sondern auf langfristige Bindungen, in denen man unterschiedliche Phasen gemeinsam durchlebt. Es gibt immer mehr Beziehungen, in denen die Frau mehr verdient, als der Mann. Ein klassisches Beispiel für die Fairness dieses Modells ist jedoch, wenn das Thema Kind und Erziehungsgeld aktuell werden. Denn dann ist nicht nur eine faire Verteilung der Kosten garantiert. Bleibt die Mutter zu Hause, muss sie nicht ihre Gehaltseinbußen selbst tragen und kann weiterhin ihre private Altersvorsorge und ihre ETF-Sparpläne bedienen.
Faires Teilen ohne Haushalt und Kind
Natürlich gibt es auch andere Lebenssituationen, in denen ein fairer Ausgleich wichtig ist. Wenn man nun gemeinsam in den Urlaub fährt, hat man keine Lust sich jede Ausgabe zu notieren und am Ende einen großen Kassensturz zu machen, wer denn nun wem wie viel Geld schuldet. Habe ich mehr Geld für die Restaurantbesuche ausgegeben oder etwa mein Partner?
In solchen Fällen gibt es zwei Möglichkeiten: Eine gemeinsame Urlaubskasse oder eine der vielen klugen Apps, die es mittlerweile gibt. Eine der bekanntesten ist Splitwise. Hier trägt jeder seine Ausgaben ein und man erhält sofort eine Auswertung über alle Zahlungen. Funktioniert übrigens auch mit mehreren Leuten, falls ihr einen Ausflug mit euren Freunden plant. Oder vielleicht sogar polyamor lebt 😉
Mich würde interessieren: Wie handhabt ihr es mit eurem Partner oder eurer Partnerin?
Wir benutzen auch das 3-Konten-Prinzip, aber wir überweisen auf unser gemeinsames Konto jeden Monat einen Fix-Betrag, davon Essen wir, gehen aus, kaufen extra Sachen.
Damit gibt es nicht das Problem „überweist er die richtige Summe“…
Ist man alleine unterwegs, bzw will was für sich selber kaufen, benutzt man sein eigenes Geld.
Wir fahren sehr gut mit unserem System.
Hallo Sanja, das ist natürlich auch eine gute Methode. Sobald ein Kind da ist und man als Frau Gehaltseinbußen hat, sollte man allerdings darauf achten, dass dann der Partner, in dieser Zeit mehr einzahlt.
Aber ich denke, das wichtigste ist, dass es beiderseitig geregelt und transparent ist.
Wir teilen unsere gemeinsamen Ausgaben im Verhältnis unserer Nettogehälter. Wer mehr verdient, zahlt auch mehr. Fertig!
Renee
Hallo Renee, genau darum geht’s ja auch im 3-Konten-Modell.
Habt ihr denn ein System, um den Überblick darüber zu behalten?
Vorausgesetzt es sind keine Kinder & damit verbundene Gehaltseinbußen da:
Warum sollte der der mehr verdient mehr Zahlen? Partizipiert er mehr an den Ausgaben und der Geringverdiener weniger? Hört sich für mich unfair an. Solange keiner dem Anderen Ausgaben „aufdrängt“ ist es fairer wenn jeder den gleichen Anteil Zahlt. Gleiches Partizipieren an einer Ausgabe = gleicher zu zahlender Anteil.
Meist hat der Mehrverdienst ja auch einen Grund. Sei es härtere Ausbildung, besseres Verhandlungsgeschick, (finanziell) schlauere Berufswahl, mehr Stress im Job…. etc. etc.