Motherhood Lifetime Penalty bezeichnet die Benachteiligung berufstätiger Mütter bei der Bezahlung, der wahrgenommenen Kompetenz und den Nachteilen im Vergleich zu kinderlosen Frauen. Neue Studien zeigen, wie dramatisch die Zahlen wirklich sind.
Vor zwei Jahren gab es bereits eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, deren Ergebnis sehr krass und direkt war: Kinderarmut hängt stark von Berufstätigkeit der Mütter ab.
Die Studie besagt, dass das klassische Ein-Verdiener-Modell in Familien in vielen Fällen nicht ausreicht, um Kindern ein finanziell abgesichertes Aufwachsen zu ermöglichen. Wenn die Mutter erwerbstätig ist, ist das Risiko dagegen gering, dass die Kinder Armutserfahrungen machen – und das betrifft laut der Studie sogar jedes dritte Kind.
Auf der anderen Seite sorgt das Ehegattensplitting seit vielen Jahrzehnten dafür, dass die Anreize für verheiratete Frauen, weiterhin zu arbeiten, geschmälert werden. Sprich: die Frau bleibt zu Hause, der Mann geht arbeiten. Verschärft wurde das Ganze in Zeiten der Coronakrise. Frauen sind vom Arbeitsplatzverlust stärker betroffen, als Männer.
Nun kommt die Bertelsmann Stiftung mit einer weiteren Studie ums Eck, die zeigt: Wenn Mütter sich entscheiden wieder arbeiten zu gehen, um sich selbst und ihr Kind finanziell abzusichern, erleiden sie krasse Gehaltseinbußen.
Wir reden hier nicht von ein paar Hundert Euro, die zwar schmerzhaft, aber für viele auch verkraftbar wären. Wir sprechen hier von ganzen 70 Prozent!! Ja, diese Zahl verdient zwei Ausrufezeichen.
Der Gender Pay Gap war nur der Anfang
Vom Gender Pay Gap haben nun hoffentlich schon alle gehört – auch, wenn ich immer wieder sowohl auf Männer als auch Frauen treffe, die nicht daran glauben. Mir persönlich fällt es zwar schwer, sich vorzustellen, wie man nicht an echte Zahlen, Studien und Statistiken glauben kann, aber seit Corona und Atilla Hildmann wissen wir ja auch, dass der Glaube an etwas, sehr unterschiedliche Ausprägungen haben kann. Ich schweife ab.
Jedenfalls führt unter anderem der Gender Pay Gap dazu, dass ein weiterer Gap entsteht, der sich noch viel stärker auf die finanzielle Situation von Frauen auswirkt: Der Gender Lifetime Earnings Gap. Dabei handelt es sich um die Minderung der Lebenserwerbseinkommen. Speziell in dieser Studie wurden die Einkommen zwischen dem 20. und dem 60. Lebensjahr betrachtet.
Gender Lifetime Earnings Gap in Zahlen in Zahlen
In einer bereits früher veröffentlichten Studie wurde anhand konkreter Zahlen aufgezeigt, wie groß der Gender Lifetime Earnings Gap ist: Männer in Westdeutschland verdienen rund 1,5 Millionen Euro, Männer in Ostdeutschland rund 1,1 Millionen Euro im Laufe ihres Lebens.
Kinderlose Frauen verdienen hingegen während ihres Lebens etwa 830.000 Euro in West- und 660.000 Euro in Ostdeutschland. Im Durchschnitt somit nur etwas mehr als die Hälfte der Männer verdienen.
Wer heute Mitte dreißig ist – und dazu falle ich – hat eine Geschlechterlücke beim Lebenserwerbseinkommen von 670.000 Euro (45 Prozent) in Westdeutschland und 450.000 Euro (40 Prozent) in Ostdeutschland.
Motherhood Lifetime Penalty
Am Lifetime Earnings Gap ist jedoch nicht nur der Gender Pay Gap schuld – sondern Kinder. Frauen, die Kinder bekommen, werden nicht nur hinsichtlich ihrer Karriere in Deutschland bestraft, sondern auch hinsichtlich des Einkommens. Wer sich für ein Kind entscheidet, muss mit Einbußen bis zu 40 Prozent rechnen, wer drei oder mehr Kinder in die Welt bringt, sogar mit Einbußen von bis zu fast 70 Prozent.
Diese Diskrepanz zwischen kinderlosen Frauen und Frauen mit Kind trägt auch einen Namen: Motherhood Lifetime Penalty.
Gleichaltrige Mütter mit einem Kind verdienen demnach 43 Prozent weniger mit einem ein zweiten Kind 54 Prozent weniger und mit einem dritten Kind schließlich auf 68 Prozent weniger.
Wie wirkt sich denn Elternschaft auf Männer aus? Schließlich braucht es beide Geschlechter dafür: Väter verdienen gemessen am durchschnittlichen Lebenserwerbseinkommen der Männer sogar bis zu 20 Prozent mehr.
Was kannst du tun um der Motherhoof Lifetime Penalty zu entgehen?
Die Politik und die Kommunen tun meiner Meinung nach hier noch viel zu wenig, um Mütter zu unterstützen. Tatsächlich darf man aber auch nicht die Verantwortung vollkommen von sich schieben. Finanzielle Eigenverantwortung ist gefragt.
Starte rechtzeitig
Nicht für jede Frau gehören Kinder zu einem erfüllten Leben – und das ist auch vollkommen okay. Wenn du weißt, dass du später – oder bald – Kinder haben möchtest, solltest du rechtzeitig für dein Alter vorsorgen und finanzielle Mittel aufbauen.
Niemand hört es gerne, aber die Tatsache ist, dass die meisten Alleinerziehenden Frauen sind. Getreu dem Motto „Hope for the best, prepare fort he worst“, kannst du mit einem gefüllten finanziellen Polster auch ein paar harte Jahre überstehen.
Mit dem Fortunalista Finanzkurs für Frauen lernst du, wie du deine Finanzplanung in die Hand nimmst und erfolgreich dein Geld investiert,
Berechne, was Teilzeit für dich bedeutet
Wer weniger verdient, zahlt weniger in die Rentenkasse ein und hat später weniger Geld. So weit, so klar. Damit du später keine bösen Überraschungen erlebst, solltest du genau wissen, wie viele Rentenpunkte und somit wie viel Geld, dich deine Teilzeit jedes Jahr kosten.
Gleiches gilt für deine private Altersvorsorge: Angenommen du hast ETF-Sparpläne, die du in der Teilzeit nicht mehr bedienen kannst. Dann solltest du dir nicht nur die angesparte Summe, sondern auch die voraussichtliche verzinste Summe ausrechnen. Evtl. kann sich dann das Geld für eine Tagesmutter doch lohnen. Ich selbst habe übrigens meine halbe Kindheit bei Tagesmüttern verbracht und in froh, dass meine Mutter dafür nun eine anständige Rente hat. Unsere Beziehung zueinander ist trotzdem unbeschadet 😉
Lass dir entgangene Beiträge ersetzen
Der Klassiker ist dieser: Die Frau tritt beruflich zurück, zahlt weniger in ihre Rentenkasse ein und pausiert vielleicht auch ihre ETF-Sparpläne. Der Mann macht Karriere, füllt seine Rentenpunkte schön auf und hat neben der Betriebsrente noch eine private Altersvorsorge laufen.
Falls du dieses Modell bevorzugst, dann nimm bitte auch deinen Partner in die Pflicht und sprecht darüber, wie ihr mit dem gemeinsamen Geld weiterhin deine ETF-Sparpläne oder eine private Rentenversicherung bezahlen könnt.
Wichtig ist hierbei natürlich, dass man auch offen über Geld in der Beziehung spricht.
Start für die Selbstständigkeit oder ein Side-Business?
Ja, ich weiß, Kindererziehung ist schon ein Vollzeitjob. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Positivbeispiele, in denen Frauen aus der Elternzeit heraus gegründet haben. XouXou Berlin, das mit seinen Handy-Plastikhüllen an bunten Kordeln berühmt wurde ist so ein Fall: Gründerin und Mutter Yara Jentzsch Dib brauchte beide Hände und wollte trotzdem ihr Handy in der Nähe haben. Also wurde sie selbst kreativ. Auf dem Spielplatz wurde sie immer öfter von andren Müttern auf ihr Accessoire angesprochen. Mittlerweile arbeiten 30 Personen für XouXou Berlin.
Augen auf bei der Wahl deines Arbeitgebers
Es gibt große Unterschiede, was die Familienfreundlichkeit von Unternehmen bedeutet. Kann dir das Unternehmen einen Kitaplatz garantieren oder gibt es sogar eine betriebliche Kinderbetreuung kann dir das die Rückkehr in den Beruf erleichtern und schneller ermöglichen. Gleiches gilt für flexible Arbeitszeiten oder die Bereitschaft dir regelmäßig Home Office zu gewähren.
Achte also bei deinem Arbeitgeber rechtzeitig darauf, wie familienfreundlich das Unternehmen wirklich ist. Übrigens: Darauf solltest nicht nur du, sondern im besten Falle auch dein Partner achten. Schließlich können Männer genauso gut von zu Hause aus arbeiten, wenn das Kind mal krank sein sollte.
Die ganze Studie zur Motherhood Lifetime Penalty könnt ihr hier lesen: Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt Was es sie kostet, Mutter zu sein