Shoppen & Fast Fashion: Quantität oder Qualität? „Minimalismus ist der Schlüssel zu wahrer Eleganz“, sagte schon keine geringere als Coco Chanel. Und wie sie damit gerade heutzutage recht hat. Minimalismus ist derzeit der Gegentrend zum Wegwerfkonsum, ausgelöst durch Primark, H&M und Forever21, wo Kleidung zu Schleuderpreisen angeboten wird und in der nächsten Saison im Mülleimer landet. Denn für die Teile der sogenannten Fast Fashion, erhält man selbst auf ebay keinen rentablen Preis mehr.
Lange Zeit, war es auch für mich wichtig in jeder Saison neue Schuhe, neue Kleider und neue Blusen im Schrank zu haben. Das Zeug der letzten Saison konnte man oft nicht mehr tragen – unter anderem auch, da es einfach schon vollkommen aus der Form geraten ist. Wie lange kann ein Kleid für 20€ denn schon halten und wie viele Waschngänge macht es mit?
Früher dachte ich auch, dass es wichtig ist, den Schrank voller Klamotten zu haben, wie man es oft bei Shopping Queen beobachten kann, wenn die Teilnehmerinnen ihre Schränke öffnen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es meinem Umfeld gar nicht auffällt, ob ich etwas Neues oder etwas Altes trage.
Der Fashion-Test
Machen wir einen Test: Schließe deine Augen und versuch dich an die Kleidung deiner Kolleginnen oder Kollegen beim letzten Meeting zu erinnern. Trug jemand eine Bluse oder einen schönen Pullover? Gemustert oder Uni? Welche Farbe hatten die Schuhe? Welche Accessoires trugen sie?
Wenn es dir so geht wie mir und vermutlich den meisten anderen, wirst du dich kaum daran erinnern können. Deine Kollegen werden sich vermutlich auch nicht an dein liebevoll abgestimmtes Outfit erinnern können. Der Grund ist: Es interessiert niemanden, was du trägst. Das Einzige, was im Gedächtnis bleibt, ist das Gefühl und die Aussage, die dein Outfit vermittelt: Warst du eher elegant angezogen oder eher lässig. War deine Kleidung hochwertig oder billig. Hat sie dir geschmeichelt oder dich zur Presswurst gemacht?
Das sind die einzigen Fragmente und Erinnerungen, die bleiben. Das heißt, wenn du drei Mal in der Woche, die gleiche Jeans trägst, sie aber jedes Mal anders kombinierst und in Szene setzt, wird es niemandem auffallen. Warum also zehn billige Jeanshosen im Schrank haben, wenn es die eine schöne gibt, in der du dich wohlfühlst und sie deine Figur von ihrer schönsten Seite zeigt?
Meine 5 Gründe gegen Fast Fashion
Mittlerweile habe ich meinen Schrank fast vollständig von der sogenannten Fast Fashion befreit. Statt zwanzig Kleider zu besitzen, besitze ich nur noch die Hälfte an Kleidern. Ich weiß aber, dass ich jederzeit einfach in den Schrank greifen und irgendeins davon rausziehen kann, weil alle Kleider hochwertig sind und ich mich in ihnen pudelwohl fühl. Ich habe aber noch weitere gute Gründe für mehr Qualität und weniger Quantiät:
1. Ich habe meinen Stil gefunden
Wenn du älter als 25 Jahre alt bist, hast du deinen persönlichen Stil mit Sicherheit auch schon gefunden. Die Zeiten, in denen man jedem Trend hinterherlaufen musste, um dazuzugehören sind glücklicherweise vorbei. Ich weiß mittlerweile, was mir steht, was mir gefällt, was meine Schokoladenseite zum Vorschein bringt und die weniger guten Attribute kaschiert.
2. Qualität bedeutet auch Individualität
Irgendwann ist mir aufgefallen, dass mein liebstes Oberteil zum Ausgehen vier Jahre alt ist und meine liebste Jeans noch mehr Jahre auf den Buckel hat und aussieht, wie gestern erst gekauft.
Ich bin älter geworden und damit auch anspruchsvoller. Ich möchte nicht mehr in Kleidung schlüpfen und damit vielleicht sogar unfreiwillig der Fashion-Twin einer 13-jährigen in der U-Bahn sein. An meinen Lieblingsstücken möchte ich mich lange erfreuen und mich nicht über eine schlechte Verarbeitung ärgern.
Vor allem ist mir wichtig, dass wenn ich durch die Straßen Münchens gehe, ich“mein“ Kleid an jeder dritten Frau oder sogar jedem zweiten Teenager, die mir begegnen sehe. Und das kommt nunmal gerade bei Kleidung von H&M und Co. häufig vor.
3. Ich fühl leichter
Keine Ahnung, wie oft ich schon zu spät in die Arbeit gekommen bin, weil ich Ewigkeiten vor dem Kleiderschrank stand und einfach nicht wusste, was ich anziehen sollte. Die helle Jeans, die mittelblaue Jeans, die graue Jeans, die Boyfriend-Jeans, die Röhrenjeans oder doch die schlichte, schwarze Jeans? So viele Fragen, so viel Stress, so viel Zeitverlust.
Mittlerweile besteht mein Kleiderschrank fast nur aus Lieblingsteilen und ich weiß, egal wonach ich greife, es ist etwas, dass mit gefällt und in dem ich mich wohlfühle. Und wenn ich es schon letzte Woche anhatte? Who cares? Außer mir merkt es doch eh niemand.
4. Ich habe kein schlechtes Gewissen
Ich finde es furchtbar, dass nur für unseren Billo-Konsum Frauen und Kinder 14 Stunden am Tag an einer Nähmaschine sitzen müssen. Nur um anschließend nachts in ein Loch zurückzukehren, wo sie abends eine Schüssel Reis essen, auf dem Boden schlafen und am nächsten Tag zurück in die maroden Gemäuer der Fabrik zurückkehren. Kein Tag Urlaub, keine Freizeit, keine Verabredungen zum Brunchen, Shoppen und Flanieren. Ich möchte nicht der Grund dafür sein, dass andere Frauen leiden.
5. Ich habe mehr Freizeit
Wenn du einen 40-Stunden-Job hast und vielleicht sogar gelegentlich Überstunden schieben musst, weißt du, wie kostbar Zeit ist. Ob nun stundenlanges Online-Shopping oder reales Shoppen, beides sind für mich absolute Zeitfresser und Stressfaktoren. Sich durch eine große Menschenmasse kämpfen, Anstellen an der Kabine, Anstellen an der Kasse und am Ende vollbepackt nach Hause fahren. So stelle ich mir meine kostbare Freizeit nicht vor.
Erinner dich an die schönsten Momente des letzten Jahres. Kommt darin eine ausgedehnte Shopping-Tour vor? Ich erinnere mich an Samstagnachmittage am See oder Kaffeekränzchen mit meinen Mädels. An entspannte Restaurantbesuche und frühe Abende im Biergarten. Was ich da jeweils anhatte? Keine Ahnung, aber die Zeit war schön.
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