In diesem Monat feiern ETFs in Deutschland Geburtstag: Seit 20 Jahren können Anleger ihr Geld kostengünstig in Indexfonds investieren und bereits mit kleinen Beträgen in die Börse einsteigen.
John Bogle, Gründer des US-Vermögensverwalters Vanguard, entwickelte 1975 den allerersten Indexfonds (Vanguard 500). Dabei nahm er einfach alle Aktientitel aus dem US-Leitindex S&P 50, bildete diesen nach und baute mit ihnen seinen ETF. Heute hat der Vanguard S&P 500 UCITS ETF (Irland) eine Fondsgröße von über 19 Milliarden Euro und laufende Kosten von gerade einmal 0,7 Prozent!
Mittlerweile kannst du über 1.500 ETFs an der deutschen Handelsbörsen Xetra bekommen. Von den anfangs 400 Millionen Euro, die Ende 2000 in ETFs investiert waren, stieg das ETF-Fondsvermögen mittlerweile auf 710 Milliarden Euro Ende 2019! Das ist eine Steigerung von 177.500 Prozent.
Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. In einem Beitrag Anfang des Jahres habe ich bereits beleuchtet, warum ETFs auch weiterhin ein lohnendes Investment sind und drei Trends aufgezeigt: Sind ETFs auch 2020 noch ein Thema
Deine Vorteile mit ETFs
1. Diversifikation
ETFs erfüllen eine Menge Vorteile für Investoren. Zunächst einmal sind sie breit gestreut, was eine absolute Voraussetzung ist für dein Investment. Diversifikation sinkt dein Risiko! Das darfst du als Anlegerin niemals vergessen und niemals unterschätzen. Durch die große Streuung von ETFs kannst du also ganz einfach in verschiedene Märkte investieren und dein Anlegerrisiko senken.
2. Kosten & Gebühren
ETFs sind kostengünstig und du hast im Vergleich zu aktiven Fonds extrem geringe Gebühren. Oft belaufen sich die laufenden Gebühren auf etwa 0,2 Prozent bis 0,6 Prozent des investierten Betrags. Bei aktiven Fonds zahlst du etwa das zehnfache an Gebühren. Und merk dir: Hohe Kosten verringern immer deinen Gewinn!
3. Liquidität
Du brauchst kurzfristig dein Geld? Kein Problem: ETFs sind flexibel handelbar und sehr liquide. Das bedeutet du kannst jederzeit dein Geld rausziehen und umgekehrt jederzeit investieren. Im Vergleich dazu: versuch mal bei einer Immobilie dein Investment flüssig zu machen – das dauert in der Regel Monate.
4. Sicherheit
Sicherheit ist in puncto Geldanlage immer ein sehr sensibles Thema und viele sind der Meinung alles was Investitionen betrifft ist sowieso brandgefährlich und hochriskant. ETFs bieten dir immerhin die Sicherheit, dass sie als Sondervermögen gelten. Sollte also der Herausgeber des ETFs pleitegehen (Stichwort: Lehman Brothers), dann ist dein dort verwaltetes Geld geschützt und wird im Falle einer Insolvenz nicht angetastet.
5. Transparenz
Ein weiterer Vorteil von ETFs ist, dass du immer weißt, worin du dein Geld investierst. Bei aktiven Fonds werden auch immer wieder Papiere hinzugekauft und wieder verkauft – natürlich ohne eine vorherige Absprache. Dafür bezahlst du ja den Fondsmanager, damit er das für dich übernimmt. Bei ETFs kannst du dir aussuchen worin du investieren möchtest und auch Schwerpunkte setzen.
Worauf solltest du bei ETFs achten?
ETFs haben allerdings nicht nur Fans – auch wenn ich mich selbst klar dazu zähle. Natürlich gibt es auch Kritiker. Hier kommen die zwei häufigsten Kritikpunkte an ETFs:
1. ETFs können nicht den Markt schlagen
Wenn du einen ETF kaufst, gehst du mit dem Markt mit. Das bedeutet, du erreichst „nur“ eine durchschnittliche Rendite. Indem du einen ETF kaufst, hast du immer sowohl Gewinner- als auch Verliereraktien im Portfolio. Während also die starken Aktien deine Rendite erhöhen, ziehen die schwachen Aktien sie wieder runter. Somit ergibt sich eine Durchschnittsrendite. Beim oben erwähnten S&P 500 liegt die Durchschnittsrendite bei etwa 10 Prozent im Jahr. Der Dax hat im letzten Jahr eine Jahresrendite von 25, 5 Prozent erzielt. Natürlich ist uns allen klar, dass dieses Jahr anders aussehen wird. Aber kann man bei zweistelligen Zuwächsen mit dem Durchschnitt unzufrieden sein? I don‘t think so!
Woher also die Kritik? Ganz einfach: Personen die Einzelaktien kaufen wollen nämlich besser sein als der Markt. Das Problem ist, das niemand weiß, welche Aktie die neue Netflix, Amazon oder Tesla-Aktie sein wird und ihren Wert vervielfacht.
2. ETFs ziehen dich im Crash mit runter
Das haben wir zuletzt wunderbar Ende Februar beobachten können: Stürzt der Markt ab, stürzt auch dein ETF ab – klar, denn es ist ja schließlich eine Nachbildung. Kritiker sagen, dass bei einem aktiven Fonds solche Crashs ausgeglichen werden können. Dabei geht man davon aus, dass der Fondsmanager diesen Crash natürlich frühzeitig erkennt und gegensteuern kann. Während alle Crash-Propheten sich grad die Hände reiben und sich für die geilsten Typen halten, konnte wirklich NIEMAND die Coronakrise und den damit einhergehenden Börsencrash vorhersehen. Niemand.
Was passiert aber, wenn du oder dein Fondsmanager nun aktiv werden und schnell alle möglichen Aktien verkaufen, um danach neue zu kaufen. Zum einen muss man hier den perfekten Zeitpunkt finden: Verkaufst du deine Aktien zu spät, dann hast du Geld verloren. Kaufst du neue Aktien zu früh, greifst du ins fallende Messer und machst weitere Verluste.
Daneben gibt es aber noch eine zweite Schwachstelle: Kosten! Denn bei jedem Handel fallen Kosten und Gebühren an. Und was haben wir oben gelernt? – Richtig: Kosten und Gebühren mindern deine Rendite!
Also, Finger weg vom Aktionismus und einfach entspannt auf der Aktienwelle surfen und die Hochs und Tiefs mitnehmen. Better times will come!
Zum Weiterlesen
Hast du jetzt auch Lust auf ein ETFs bekommen? Hier findest du weitere Artikel zum Thema, mit denen du dein Wissen vertiefen kannst:
ETFs – unkompliziert in Aktien investieren
3 Dinge, auf die du beim ETF-Kauf achten musst
Abkpürzungen bei ETFs verstehen und entschlüsseln
Aktiendepots für deinen ETF-Kauf
Vielen Dank für den Beitrag. Es gibt ich noch das Kontrahentenrisiko bei ETFs, schön erklärt vom Verbraucherschutz. Und auch die Frage ob replizierende ETFs oder physische ETFs. Auf jeden Fall ist es letzte klar,dass ETFs im Falle eines Crashes den Markt nicht überzogen nach unten ziehen, wie viele befürchtet haben. Bleibe auch weiterhin langfristig investiert in ETFs. LG, Eva von kinderleichtefinanzen.de
Ein Kontrahentenrisiko hat man ausschließlich bei synthetischen ETFs, bei physisch replizierenden (inkl. Optimiertes Sampling) hat man es nicht.
Der korrekte Unterschied ist auch nicht, “ob replizierende ETFs oder physische”, wie du schreibst, sondern ob physisch oder synthetisch replizierend – alle ETFs replizieren einen bestimmten Aktienkorb (meistens einen Index), die Frage ist nur, auf welche der genannten Arten.
Hallo, da habe ich mich tatsächlich nicht genau ausgedrückt. Nicht gut, falls mein Beitrag verwirrend war. Wer Interesse hat an dem Artikel vom Verbraucherschutz: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-versicherungen/sparen-und-anlegen/welche-nachteile-haben-etfs-16604