Heute vor 100 Jahren durften in Deutschland auch Frauen zum ersten Mal an die Wahlurne treten. So schockierend und unvorstellbar, das jetzt für manche zum Glück sein mag – gleichberechtigt waren Frauen damit noch lange nicht. Und manchmal frage ich mich noch heute: Wissen manche Frauen eigentlich, dass sie mittlerweile die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, wie Männer? Beim Thema Finanzen verhalten sich zumindest viele noch so, wie vor 60 Jahren, als unsereins nicht einmal ein Konto eröffnen durfte.
Frauenrechte in Deutschland
Das Frauenwahlrecht wurde kurze Zeit zuvor am 12. November 1918 eingeführt und am 19. Januar 1919 mit der Reichstagswahl zum ersten Mal vollzogen. Arbeiten gehen durften Frauen natürlich auch – aber nur, wenn sie ihre ehelichen Pflichten nicht vernachlässigten. Andernfalls konnte der Mann den Traumjob der Frau auch einfach mal spontan kündigen, falls er mit dem Schweinsbraten am Abend nicht zufrieden war oder seine Frau am Abend zu müde war, um ihm nach einem langen Arbeitstag, im Schlafzimmer zu bestätigen, was für ein toller Hengst er ist.
1962 war man schon viel weiter: Frauen durften endlich ihr eigenes Konto eröffnen, ohne dafür die Erlaubnis ihres Ehemannes zu haben. Wo deren verdientes Geld die Jahre zuvor landete? Natürlich auf dem Konto des Herrn im Hause. Aber keine Sorge, ich bin mir sicher, dass der ein oder andere Mann seiner Frau auch mal ein Taschengeld zusteckte. 1977 durften sie dann auch endlich ohne männliche Erlaubnis Geld verdienen. Was klingt, als wäre es aus einem völlig anderen Zeitalter, haben viele unserer Mütter am eigenen Leib erfahren.
Vielleicht ist dies auch der Grund, warum sich viele aus dieser Generation noch immer nicht zutrauen, mit Geld umgehen zu können. Um das Haushaltsgeld kümmert sich die Frau – um die Investitionen der Mann. Wie sieht es aber in meiner Generation aus?
Frauen – die fleißigen Sparerinnen
„Männer investieren, Frauen sparen“ titelte die SZ letztes Jahr. Zwar legen Frauen prozentual gesehen den gleichen Anteil ihres Gehalts beiseite wie Männer, aber sie horten es lieber, statt es rentabel anzulegen. Eine Studie der comdirect fand sogar heraus, dass die Zahl der Aktionärinnen seit Jahren stetig sinkt. Waren es 2003 noch 12,1 Prozent Frauen, die ihr Geld in Aktien oder Fonds anlegten, sind es heute nur noch 9,5 Prozent. Und das bei steigenden Löhnen und immer kleiner werdendem Gender Pay Gap. Die Zahl der männlichen Aktionäre steigt hingegen von Jahr zu Jahr und lag zuletzt bei über 21 Prozent.
Dabei müsste es doch allein durch die Medien bereits im letzten Kaff hinter Buxtehude angekommen sein, dass sich allein durchs Sparen das Vermögen real verkleinert. Wenn ich heute 1.000 Euro habe und sie 5 Jahre auf dem Girokonto oder unter dem Kopfkissen liegen lasse, dann sind diese 1.000 Euro bei einer Inflationsrate von 2 Prozent nur noch 905,73 Euro wert. Ich habe also real fast 100 Euro vernichtet, indem ich das Geld einfach liegen lasse. In 30 Jahren hat sich der Betrag sogar fast halbiert!
Allein 2018 haben deutsche Sparer satte 40 Milliarden Euro verloren! Das eigene Geld also einfach nur brav sparen, es aber nicht anlegen, kostet uns Geld. Und obwohl das viele wissen, glauben sie, es wäre trotzdem die bessere Alternative zu Aktien.
Traut euch mehr zu!
Anscheinend sind Frauen risikoaverser als Männer, so die F.A.Z. Was kann denn riskanter sein, als sein Geld liegen zu lassen und zuzusehen, wie es sich langsam aber stetig verkleinert? Natürlich geht es an der Börse immer auf und ab und auf und ab. Aber ich muss ja auch nicht immer wieder kaufen und verkaufen und hektisches Daytrading betreiben.
In jedem Aktienratgeber findet man mittlerweile den bekannten Spruch „Hin und her macht Taschen leer“. Nach diesem Prinzip gilt es, einmal einzusteigen und dann zurücklehnen und das Geld für sich arbeiten lassen. Wenn ich auf einen ETF setze, muss ich mich ein einziges Mal über die Möglichkeiten informieren und den Automatismus in Gang setzen. Diese Form der Geldanlage nennt man passiv.
Bei der passiven Geldanlage geht es nicht darum, seine Freizeit ab jetzt mit Aktien zu verbringen. Ziel ist es, sich einmal zu informieren und einmal den Schritt zu wagen. Danach reicht es alle paar Wochen oder Monate ins Depot zu schauen, wie es sich entwickelt.
Im Grunde, muss ich dafür nur folgende Schritte tun:
Ich muss ein einziges Mal ein Aktiendepot auswählen und eröffnen.
Ich muss mich ein einziges Mal in die Thematik ETFs einlesen.
Ich muss ein einziges Mal den passenden ETF wählen.
Ich muss ein einziges Mal eine Dauerüberweisung von meinem Girokonto auf mein Aktiendepot einrichten.
Und das war’s! Danach läuft die ETF-Maschinerie und ich muss mich nicht jeden Tag darum kümmern, was ich mit meinem Geld anstelle und zusehen, wie es an Wert verliert.
Unsere Mütter, Großmütter und Urgoßmütter durften ihr eigenes Geld nicht verdienen oder freien Zugang dazu haben. Sie sind auf die Straße gegangen und mussten dafür kämpfen. Dank Ihnen, dürfen wir all diese Dinge tun. Und allein deswegen müssen wir sie auch tun.