Die Folgen finanzieller Prokrastination und was du dagegen tun kannst

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Wir alle haben es schon einmal getan: Prokrastiniert. Die ungeliebte Steuererklärung wäre eigentlich schon längst fällig, aber wir können uns einfach nicht dazu aufraffen sie zu machen. Stattdessen stürzen wir uns lieber in einen Netflix-Serienmarathon. Sex Education ist einfach so viel unterhaltsamer als die trockenen Steuern. Doch wer schon einmal prokrastiniert hat, kennt das nagende Gefühl im Hinterkopf, dass immer lauter wird, je länger wir die ungeliebte Tätigkeit verschieben

Schließlich wissen wir ja, dass wir uns damit keinen Gefallen tun. Aber wir Menschen, sind nun mal keine Maschinen, sondern emotionale Wesen. Kommt dann noch ein hoch emotionales Thema wie Geld hinzu ist Prokrastination schon fast vorprogrammiert – und somit bei Finanzen leider auch weit verbreitet.

Was ist finanzielle Prokrastination

Prokrastination führt zu schlechten Finanzentscheidungen, wenn wir das Sparen oder Einrichten von Sparplänen bewusst auf die Zukunft verschieben, obwohl wir dadurch eine Verschlechterung unserer finanziellen Lage erwarten. Beispielsweise ein Kreditkartenkauf mit hohen Zinsen. Wir kaufen also etwas, das wir uns momentan gar nicht leisten können und befriedigen lieber ein kurzfristiges Bedürfnis (den Kauf), statt über die negativen Konsequenzen nachzudenken: Lange monatliche Abzahlungen inklusive Zinsen. Kein Wunder also, dass Konsumschulden so weit verbreitet sind. Wie du diese vermeidest, erfährst du im Artikel So vermeidest du Konsumschulden.

Warum prokrastinieren wir – trotz der negativen Folgen??

Zum Einen aus mangelndem finanziellen Wissen. Heutzutage gibt es so viele Finanzprodukte zum Vermögensaufbau. Da gibt es Aktien, Gold, Investmentfonds, Indexfonds und nachhaltige Fonds. Oder vielleicht doch eine Immobilie, statt Fonds?

Ganz anders war es früher. Als das Sparbuch noch Zinsen erzielt oder die Lebensversicherung als Altersvorsorge genügt hat. In der Schule werden diese Themen ebenfalls eher stiefmütterlich behandelt. Schüler und Schülerinnen lernen, wenn sie Glück haben, wie unser Rentensystem funktioniert – und das die kommende Generationen nicht mehr tragen kann, ahnen wir wohl inzwischen alle.

Kein Wunder, dass wir überfordert sind. Viele Menschen wissen mittlerweile wie wichtig es wäre, sich finanzielle Kenntnisse anzueignen und sich weiterzubilden, damit man das eigene Geld in die Hand nehmen kann. Aber sich in das Thema einzulesen kostet Zeit und Mühen. Energie, die wir dann oft lieber für Dinge aufwenden, die uns kurzfristig befriedigen. „Den ETF-Sparplan einrichten kann ich doch auch wann anders machen.“

Insgesamt reicht das Wissen über ein gesundes finanzielles Verhalten wie Sparen und Budgetieren allein aber nicht aus. Nun ja, wie oben schon erwähnt, sind wir Menschen nicht rational denkende Wesen, die ausschließlich logisch handeln.
In der Realität kommen Emotionen und persönliche Erfahrungen dazwischen.

Eine von der der Arctic University of Norway geförderten Studie aus 2019 hat den Einfluss von Selbstbewusstsein und Planen in Bezug auf Finanzen und Prokrastination untersucht. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Prokrastination bei Finanzen mit einer niedrigen Selbstwirksamkeit einhergeht. Sprich, wir trauen unseren finanziellen Fähigkeiten nicht und schieben finanzielle Entscheidungen deshalb auf.

Besonders Frauen sind von diesem Phänomen betroffen. Und zwar schlicht und einfach nur aus Angst Fehler zu machen. Aus dieser Angst handeln wir lieber gar nicht. „Das mit der Altersvorsorge wird schon gut gehen.“, hoffen wir und schalten dann wieder Netflix an. Menschen mit einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung neigen deshalb auch zu impulsiven finanziellen Ausgaben. Dann wird zum Beispiel ein Schuh gekauft, einfach nur weil er im Angebot ist, den wir aber nie tragen werden. Schnäppchen machen hebt eben die Stimmung. Irgendwie müssen wir ja unser Selbstwertgefühl verbessern und Stress abbauen.

Welche Konsequenzen enstehen durch finanzielle Prokrastination?

„Aufschieberitis“ oder Prokrastination können verheerende Konsequenzen mit sich tragen, wenn es um Finanzen geht. In Forschungen konnten sogar finanzielle Probleme auf Prokrastination zurückgeführt werden. Prokrastinierer neigen häufiger dazu Kreditkartenschulden anzuhäufen und Rechnungen nicht zu bezahlen als die Produktiven unter uns. Eins ist klar: Wer wichtige finanzielle Entscheidungen aufschiebt, um kurzfristige Bedürfnisse zu stillen, muss in der Zukunft mit eher weniger schönen Konsequenzen zu rechnen. Konsequenzen von finanzieller Prokrastination können sein:

Alterarmut

Während uns die gesetzliche Rente in der Theorie im Alter versorgt, ist die eher unschöne Realität, dass die Rente bei steigenden Lebenshaltungskosten und dem demografischen Wandel nicht für eine ausreichende finanzielle Absicherung im Alter reicht. Der Rentenpott wird immer leerer, und die zu Versorgenden werden immer mehr. Wer eine zusätzliche Vermögensaufbaustrategie nicht rechtzeitig aufbaut, kann im Alter wortwörtlich alt aussehen.

Schon heute sind ca. 18 % aller Rentner von Altersarmut betroffen. Tendenz steigend. Frauen sind durch die Gender Pay Gap noch einmal gefährdeter als Männer. Stichwort: Gender Retirement Gap. Und auch hier sind die Zahlen für Deutschland verheerend: Frauen bekommen hierzulande 46 Prozent weniger Rente, als Männer. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 25 Prozent Rentenunterschied. Deutschland ist leider europaweites Schlusslicht, wenn es um faire Renten geht.

Dieses System wird sich in den nächsten Jahren oder gar Jahrzehnten nicht ändern. Keine Partei und kein Politiker traut sich dran, dieses marode Relikt ferner Jahre anzufassen und mal neu aufzustellen. Stattdessen werden hier und da nur kleine Rentenanpassungen vorgenommen.

Renditeverlust

Das Prinzip des Zinzeszinseffektes zeigt nur bei langfristigen Zeiträumen seine exponentielle Wirkung. Das Einrichten des Fondssparplans macht man also besser früher als später, um Renditeverluste zu vermeiden und sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Das untere Beispiel zeigt, welchen Unterschied das Aufschieben um 5 Jahre macht.

Werden monatlich 100 Euro mit 5,0 % Zinsen p.a. angelegt, hat nach 25 Jahren selbst 30.000 Euro gespart und erhält durch die Zinsen ein Vermögen von 58.823,65 Euro. In 25 Jahren habe ich meinen Einsatz also fast verdoppelt.

Legt man Geld zu denselben Konditionen 5 Jahre später an, hat man selbst 24.000 Euro eingezahlt und erhält inklusive Zinsen gerade einmal ein Endkapital von 40.753,79 Euro.

Diese 5 Jahre machen also eine Spardifferenz von 6.000 Euro aus, aber eine Vermögensdifferenz von über 18.000 Euro! Dieser Rechnung muss man sich einfach immer und immer wieder bewusst sein, wenn man sich sagt: „Keine Lust jetzt, ich kümmere‘ mich später drum.“

Stress und gesundheitliche Probleme

Während wir uns durch finanzielle Prokrastination kurzzeitig besser fühlen, stauen sich auf Dauer negative Emotionen wie Schuldgefühle oder Gewissensbisse in uns an. Diese können sich in Stress oder gesundheitlichen Problemen manifestieren. Es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass gesunde finanzielle Entscheidungen und Verhaltensweisen gesundheitliches Wohlbefinden fördert. Dazu gehört auch fürs Alter vorzusorgen.

In meinen Webinaren und Kursen erzähle ich auch immer wieder vom Money Sickness Syndrom. Menschen, die Geldsorgen haben leider unter dieser psychischen Last. Und nicht nur sie selbst, Sonden auch das gesamte Umfeld: Beziehungen werden vernachlässigt, Kindern wird weniger Aufmerksamkeit geschenkt und sogar die Libido schwindet. Geld allein macht uns vielleicht nicht glücklich, aber Geldsorgen machen uns verdammt einsam und traurig.

Better done, than arm

Altersarmut kommt nicht plötzlich, sondern schleichend. Die meisten Frauen wissen gar nicht, wie wenig Rente sie später wirklich bekommen. Und: Wir wissen natürlich auch nicht, was das Leben uns noch bringt. Frühzeitige Vorsorge ist also unglaublich wichtig. Wer heute früh anfängt, kann später mit einem höheren Vermögen rechnen. Warte also nicht darauf, bis zu genug Geld zum Investieren hast! Fang jetzt schon an, auch wenn es nur 25 Euro im Monat sind.

Mach dir also einen Finanzplan und setz dir finanzielle Ziele, mit smarter Zielsetzung. Schau dir genau an, wie deine Einkommens- und Ausgabenverhältnisse sind und wo du Geld zum Investieren ansparen kannst. Bau dir auch einen Notgroschen auf, der dich im Ernstfall schützt! Und dann ran an die Zinsen und deinen Vermögensaufbau.

Wichtig natürlich, bevor du anfängst, ist dass du dich auch vorher informiert hast, wie du das abmessen umsetzt. Investiere lieber Geld in deine finanzielle Bildung, statt später viel Lehrgeld zu bezahlen. Wenn du deine Finanzen einmal komplett neu aufsetzen möchtest, biete ich dir den Fortunalista Finanzkurs für Frauen, bei dem du acht Wochen lang vom richtigen Mindset und der erfolgreichen Zielsetzung, übers Sparen und Einkommen steigern, bis hin zum Investieren in Aktien und Dividenden alles wirklich wichtige lernst.

Falls du schon einen Notgroschen aufgebaut hast und über erste Basiskenntnisse verfügst, schau dir meinen Crashkurs an. Hier lernst du in drei Modulen alles wichtige, damit du direkt mit deinen Investitionen starten kannst.

Darüber hinaus gibt es natürlich auch viele kostenlose Infos im Internet. Egal wie und wo du dich informierst: Mach es jetzt und dann fang an!