Frauen & Geld: Warum Altersvorsorge für Frauen so wichtig ist

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Wie ist es um Frauen und ihr Geld in Deutschland bestimmt? Viele Studien zeigen die dramatische Entwicklung und eine Verschlechterung seit Corona.

Das Einkommen von Frauen

Dass sich heutzutage immer noch zu wenige Frauen mit Finanzen befassen, scheint auch eine historische Frage zu sein: Lange wurden Frauen vom Finanzsektor vollkommen ausgeschlossen und mussten ihren Ehemännern die Hoheit über die eigenen Finanzen überlassen.

Erst am 1. Juli 1958 mit dem Inkrafttreten des „Gesetzes über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts“ oder auch kurz „Gleichberechtigungsgesetz“ sollte sich für Frauen in Deutschland etwas ändern. Zuvor durfte eine Frau noch nicht einmal gegen den Willen ihres Mannes arbeiten, wenn ihre Erwerbstätigkeit nicht mit den „Pflichten von Ehe und Familie“ vereinbaren ließ.

Wachsende Einkommenskluft im Alter zwischen Männern und Frauen

Mehr als sechzig Jahre später ließe sich vermuten, dass Frauen dieses Recht für sich und ihre eigene Unabhängigkeit nutzen. Doch eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ, 2016) heraus, dass insbesondere verheiratete Frauen dies nicht oder nicht ausreichend nutzen: Unter den verheirateten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren haben 19 Prozent gar kein eigenes Einkommen und insgesamt 63 Prozent verdienen weniger als 1.000 Euro netto.

Die Ehe wird für viele Frauen aufgrund bestehender Anreizstrukturen in ihren Folgen und Risiken abhängigkeitsfördernd und kann sich existenzbedrohend auswirken auch für die Familie im Fall von Berufsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit des Hauptverdieners.

Studie: Mitten im Leben, BMFSFJ, 2016

Auch verdienen Frauen mit zunehmendem Alter systematisch weniger Geld: Ist die Einkommenskluft Anfang 30 noch bei 9 Prozent, wächst sie im Alter stetig weiter auf bis zu 27 Prozent (BMFSFJ, 2016).

Einerseits liegt dies am Gender Pay Gap, also dem niedrigeren Bruttolohn von Frauen gegenüber Männern: Im Jahr 2019 erhielten Frauen 19 Prozent weniger Stundenlohn als Männer (Zucco und Lot, 2021). Ein weiteres Problem, dass auf die Unterschiede beim Einkommen einzahlt, sind jedoch auch die unterschiedlichen Erwerbsbiographien von Männern und Frauen.

Mütter werden finanzielle abhängig

Ein europaweiter Vergleich, zeigt wie stark die Unterschiede beispielsweise zwischen Deutschland und Frankreich sind: Der Anteil der Kinder im Alter bis zu drei Jahren, die tagsüber betreut werden, ist in Deutschland mit 18 Prozent hingegen niedrig, was dazu führt, dass viele Frauen, und dabei insbesondere Mütter in Teilzeit arbeiten.

Bei 25 bis 54-Jährigen mit Kindern in Schule oder Ausbildung sind es 62 Prozent, in Frankreich hingegen nur 26 Prozent. Dies hat noch ein weiteres Phänomen zur Folge: Hausarbeit ist weiterhin eher in weiblicher Hand. Frauen arbeiten in Deutschland im Schnitt täglich zwei Stunden länger im Haushalt als Männer (OECD, 2018).

Die Pandemie hat dieses Gefälle noch verschlimmert: So gaben zur Zeit der weitgehenden Schul- und Kitaschließungen im April 2021 rund 24 Prozent der erwerbstätigen Mütter an, ihre Arbeitszeit wegen der Kinderbetreuung reduziert zu haben. Unter den Vätern waren es etwa 16 Prozent. Frauen verrichten am Tag durchschnittlich 2:52 Stunden bezahlte Arbeit und 5:23 Stunden unbezahlte Arbeit.(Zucco und Lot, Stand der Gleichstellung, 2021).

Das bedeutet, dass Frauen auch zunehmend von ihrem Partner oder sogar staatlichen Leistungen abhängig werden. Noch schlimmer ist, dass viele trotz einer guten beruflichen Qualifikation und hohen Motivation ihren Lebensunterhalt nicht selbst erwirtschaften können.

Die Geld- und Vermögenssituation von Frauen

Wer wenig Einkommen hat, kann auch nur wenig Geld und somit Vermögen aus eigener Kraft aufbauen. Im Vergleich zu Männern verfügen Frauen über den Lebenszyklus hinweg über weniger finanzielle Ressourcen als Männer. Der Grund sind kürzere Karriere mit unterbrochenen Zeiten für die Kindererziehung und die Pflege von Familien.

Eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zeigt, wie sich die niedrigen Einkommen auf das Lebenserwerbseinkommen von Frauen auswirken: In Westdeutschland erwerben Männer innerhalb ihres Lebens durchschnittlich rund 1,5 Millionen Euro, Frauen gerade einmal 830.000 Euro. In Ostdeutschland sind die Unterschiede geringer, dennoch verdie­nen Frauen mit durchschnittlich 660.000 Euro weitaus weniger als Männer mit etwa 1,1 Millionen Euro (Die große Kluft: Frauen verdienen im Leben nur halb so viel wie Männer, Bertelsmann Stiftung, 2020).

Auffällig ist dabei: Während kinderlose Frauen zu den Männern aufschließen, liegen Mütter besonders stark im Vergleich zurück. Frauen mit Kindern verdienen dann in etwa nur noch 573.000 Euro in Ostdeutschland, beziehungsweise 578.890 Euro in Westdeutschland. Dieses Phänomen wird auch als Motherhood Lifetime Penalty bezeichnet. Wie du dieser entgehst, erfährst du hier: So entgehst du der Motherhood Lifetime Penalty

Dieser signifikante Unterschied spiegelt sich auch im Gesamtvermögen wider. So besaßen Frauen im Jahr 2003 mit einem durchschnittlichen Vermögen von 23.100 Euro etwa 21 Prozent weniger als Männer. 2018 stieg diese Differenz bereits auf 38 Prozent. Frauen hatten in Deutschland im Schnitt über 27.000 Euro Vermögen, während Männer bereits 43.400 Euro Vermögen angehäuft haben.

Hier wird das Vermögensgefälle besonders deutlich: Männer hatten 2018 rund 49 Prozent mehr Vermögen als 15 Jahre zuvor – Frauen hingegen nur über knapp 17 Prozent mehr als 2003 (finanz-heldinnen, 2018). Schaut man in die Gruppe der deutschen Millionäre zeichnet sich ein ähnliches Bild: Hier liegt der Frauenanteil bei lediglich etwa 31 Prozent.

Die Rentensituation von Frauen

Die gesetzliche Rente in Deutschland bemisst sich nach den Beitragszeiten und der Beitragshöhe. Kürzere Beitragskarrieren aufgrund von langer Elternzeit, weniger Arbeitsstunden und niedrigere Einkommen führen somit auch zu niedrigen Renten.

Dass Frauen weniger verdienen liegt aufgrund von Teilzeitarbeit und einer damit einhergehenden schlechteren Bezahlung. Eine Studie zeigt, dass das Rentengefälle in Deutschland zwischen Mann und Frau 46 Prozent beträgt. Damit ist es das größte in der OECD!

Jede zehnte Frau hat nicht genug Geld

Zwei Drittel der deutschen Rentner sind Frauen. Die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen ist ein wesentlicher Grund dafür, dass 10 Prozent von ihnen sogar in Altersarmut leben. (OECD, 2018) Während Männer im Jahr 2019 in Westdeutschland eine durchschnittliche Rente in Höhe von 1.169 Euro erhielten, bekamen Frauen nur 700 Euro. In Ostdeutschland ist das Gefälle aufgrund der linearen Erwerbsarbeit von Frauen in der DDR nicht ganz so groß. Hier bekamen Männer 1.264 Euro ausgezahlt und Frauen immerhin 1.033 Euro an Altersrente (Deutsche Rentenversicherung, 2020).

Finanzplanung als Ausweg für Frauen unentbehrlich

Möchten Frauen also für ihr Alter vorsorgen, so führt kein Weg an einer private Finanzplanung vorbei. Andernfalls führen niedrigere Löhne und Gehälter, ein niedrigeres Vermögen und die niedrigen Renten bei vielen Frauen unausweichlich zur Altersarmut. Insbesondere da Frauen im Durchschnitt eine längere Lebenserwartung als Männer haben benötigen Frauen mehr finanzielle Ressourcen über die Lebensspanne als Männer.

Empfehlung für Frauen und ihr Geld

Ein erster Start kann ein gutes Finanzbuch, sein, dass sie wichtigsten Informationen zusammenfasst und Frauen eine erste Orientierung gibt. Auch online gibt es viel Literatur, die den Einstieg erleichtert und Frauen umfassend informiert. Unter folgendem Link befindet sich eine Sammlung mit spannenden Artikeln, die speziell für Frauen erstellt wurden: Finanzwissen für Frauen.

Für einen schnelle und umfassenden Einstieg, empfehlen wir die Aufzeichnung vom Live-Webinar „Der Start in deine Finanzplanung“.