Aktienkurse und Krise: Was du wissen musst

Lesedauer: 7 Min. Vorlesen

Was momentan an der Börse geschieht, treibt viele Anleger in die Verzweiflung: Nachdem sich die Börse im freien Fall befand, steigen die Kurse nun wieder. Was bedeutet das für Investoren und was bedeutet das für diejenigen, die ihr Geld noch nicht investiert haben? Ist jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen, um endlich das eigene Geld an der Börse zu investieren?

Um zu verstehen, was an der Börse passiert, muss man ein paar grundsätzliche Mechanismen verstehen.

Aktienkurse entstehen aus Angebot und Nachfrage

Wer mein Buch „Easy Money“ gelesen hat, erinnert sich vielleicht an den Vergleich auf dem Wochenmarkt: Die Preisbildung bei Aktien und Avocados funktioniert letztendlich gleich. Ist eine bestimmte Ware besonders beliebt, steigt ihr Preis. Besonders unschön kann man das momentan an Schutzmasken und Desinfektionsmittel beobachten: Alle Welt ist gerade an diesen beiden Produkten interessiert – und was machen die Hersteller? Die setzen die Preise natürlich hoch und verlangen teilweise das 30-fache vom ursprünglichen Verkaufspreis!

Genauso läuft es an der Börse auch ab: Die Menschen wollen eine Aktie unbedingt haben und stürzen sich drauf – also steigt der Preis. Im Zuge der Coronakrise geschah genau das Gegenteil: Die Menschen waren verunsichert, weil sie nicht wussten (und noch immer nicht wissen) welche Auswirkungen die Pandemie auf die Wirtschaft hat – und verkaufen ihre Aktien aus Angst.

Das Ganze ruft allerdings eine Kettenreaktion hervor: Trennen sich viele Aktionäre von ihren Papieren, sinken die Preise. Diejenigen, die die die gleichen Aktien im Depot haben, sehen, dass ihr Preis dafür sinkt und verkaufen auch ihre Aktien um ihre Gewinne einzudämmen. Das alles passiert so schnell, dass eine Art Massenpanik ausgelöst wird und plötzlich alle nur noch schauen, wie sie mit einem blauen Auge davonkommen.

Das Spiel mit dem Feuer: Handel auf Kredit

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Aktienkurse so stark gesunken sind: Billiges Geld! Wer in den letzten Jahren Geld gebraucht hat, hat es billig bekommen, sehr billig sogar. Nachdem der DAX Der bedeutendste deutsche Aktienindex, der die Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes repräsentiert. 2019 ein unglaublich gutes Jahr hatte und sich von Monat zu Monat hochschaukelte, hat dies natürlich auch viele Anreize bei Aktionären geboten. Was macht man allerdings, wenn man zu gierig wird und nicht genug Geld zum Investieren hat?

Wer klug ist, lässt es einfach bleiben. Wer sich selbst gerne überschätzt und Blut geleckt hat, macht das, was man auf gar keinen Fall tun sollte: Sich billig Geld leihen und es an der Börse investieren.

Viele von denjenigen, die an dieser schönen Börsenrallye vom letzten Jahr teilnehmen wollten, es aber aufgrund einer knappen Haushaltskasse nicht konnten, taten genau dies. Und sind natürlich die ersten, die panisch verkaufen müssen, um nicht auf einem großen Berg Schulden sitzen zu bleiben. Die Coronakrise konnte wirklich niemand voraussehen. Ein Lehrstück für alle, die nicht mit ihrem eigenen Geld hantieren.

Das Zusammenwirken von Börse und Wirtschaft

Aktienkurse und die reale Wirtschaft verlaufen niemals gleich zueinander! Das ist ganz wichtig zu verstehen. Ja, wir werden definitiv Wirtschaftseinbrüche haben, Unternehmen werden definitiv weniger Umsätze und weniger Gewinne machen. Und laut mittlerweile immer mehr Wirtschaftsexperten wird es auch definitiv zu einer Rezession kommen, die bedeutet, dass Arbeitslosenzahlen steigen und das Bruttoinlandsprodukt sinken wird.

Was bedeutet das jetzt für den Aktienkauf? Vielleicht gar nicht mehr so viel.

Die Aktienkurse sind eingebrochen, als Deutschland noch weit entfernt war, von so etwas wie Kurzarbeit, Hilfspaketen und Ausgangssperren. Daran hat zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal jemand im Entferntesten gedacht. Die meisten von uns haben nur nach China geschielt und sich dort über die leeren Straßen und das strikte Durchgreifen der Regierung gewundert… So schnell kann’s gehen.

Zu einem Zeitpunkt also als noch hier alles vollkommen auf Hochtouren lief, brachen die Aktienkurse ein. Daran sieht man: Die Börse läuft der Wirtschaft immer voraus!

Und noch immer ist der Schaden nicht beziffert, während die Kurse schwanken. Denn Aktienkurse sind immer nur ein Ausblick in die Zukunft durch eine Glaskugel. Niemand weiß, ob es so kommen wird, wie die Börse uns vorgaukelt.

Und niemand weiß, wie schwer es kommen wird. Aktuelle Zahlen vom Institut der Deutschen Wirtschaft rechnen mit BIP-Einbußen in einer Größenordnung von knapp 3 bis 20 Prozent für das Gesamtjahr 2020. Je nach Dauer des Shutdowns, Höhe des Produktionseinbruchs sowie Dauer und Verlauf der Erholung variiert

Zum Vergleich: nach der Lehman-Pleite schrumpfte die Wirtschaft um 6,9 Prozent. Das heißt, vielleicht trifft es uns noch schlimmer, als nach der Finanzkrise.

Was bedeutet das für dich als Investorin?

Es gibt Menschen, die sagen „Rezessionsjahre sind die besten Börsenjahre.“ Denn nach dem Abschwung kommt ein Aufschwung und da wir gehört haben, dass die Börse der Wirtschaft vorauseilt, kann es passieren, dass sich auch das bald in den Aktienkursen widerspiegelt – auch das weiß aber niemand. Wirklich niemand. Wer historische Daten heranziehen möchte, wird vielleicht überrascht sein, dass 2003 – nachdem die Dotcom-Blase geplatzt ist – das BIP um 0,2 Prozent zurückging, der Dax hingegen legte um 37 Prozent zu.

Die Krise als Chance nutzen

Eine Krise ist auch immer eine Chance und öffnet Möglichkeiten für Veränderungen. Wenn du dich bisher noch nicht um deine Finanzen gekümmert hast, dann kann genau jetzt der beste Zeitpunkt sein, um das endlich nachzuholen.

An der Börse geht es immer rauf und runter: 2018 sorgte ein schlechtes Börsenjahr dafür, dass allein in Deutschland knapp 660.000 Deutsche all ihre Aktien verkauften. 2019 legte der DAX um 26 Prozent zu, der MSCI World sogar um 28 Prozent! Wer aus Angst verkauft hat und ausgestiegen ist, hat all diese Chancen verpasst. Und auch jetzt bietet sich eine gute Chance für Neu-Anlegerinnen. Wichtig ist jedoch, dass du einen langen Atem hast und dich von den Schwankungen nicht beirren lässt.

Langfristig investieren heißt die Devise! Versuche nicht den besten Zeitpunkt herauszufinden, um eine Aktie zu kaufen oder zu verkaufen. Studien zeigen: Wer mit dieser Anlagestrategie Ein festgelegter Plan, nach dem eine Anlegerin ihre Investitionen tätigt. Die Anlagestrategie entspricht den persönlichen Präferenzen und kann sich im Laufe des Lebens verändern. fährt, macht weniger Rendite als Langzeitinvestoren, die nach dem Motto „Buy and Hold“ leben.

Wann der beste Zeitpunkt für einen Kauf oder Verkauf ist, weißt du immer nur DANACH. Außerdem zahlst du für jeden Kauf und Verkauf Gebühren – und jede Gebühr, die du zahlst, schmälert am Ende deine Rendite. Also: Spar deine Zeit und dein Geld und entscheide dich lieber für eine Aktie oder einen ETF, den du dann auch lange hältst.

Was musst du besonders beachten

Falls du jetzt einzelne Aktien kaufen möchtest, dann solltest du dir vor allem folgende Fragen stellen:

Welche Unternehmen werden die Auswirkungen der Coronakrise auch langfristig meistern, sich erholen und danach wieder Gewinne machen? Und welche Unternehmen wird man zu den Verlierern zählen, die nicht nur vorübergehend Gewinneinbrüche zu verzeichnen haben? Hier gilt es also vorsichtig zu sein und nicht ins fallende Messer zu greifen.

Vor allem aber solltest du die oben genannten Prinzipien befolgen:

  • Informier dich gut über die Börse und eigen dir das nötige Finanzwissen an. Wenn du nicht weißt, wie Aktienkurse entstehen oder welche Wechselwirkungen Börse und Wirtschaft aufeinander haben, dann gilt erst einmal: Wissen aneignen.
  • Kaufe niemals, niemals, niemals Aktien und ETFs auf Kredit! Das war eine schlechte Idee, als die Kurse gestiegen sind und es ist auch jetzt eine schlechte Idee, wenn die Kurse fallen. Denn niemand weiß, wann der Boden erreicht ist. und auch in diesen Tagen können wir uns in einer Bullenfalle befinden, was bedeutet, dass es nochmal zu einem Kursrutsch kommen wird.
  • Wähle deine Investments nach deinen eigenen Prinzipien und Möglichkeiten. Nie habe ich so oft Anfragen bekommen, wie „Welche Aktie soll ich kaufen?“ oder „Welchen ETF empfiehlst du“ wie in diesen Wochen. Niemand kann dir eine Aktie oder eine ETF empfehlen. Ganz einfach, weil jeder andere Voraussetzungen hat. Was für mich gut ist, muss für dich nicht gut sein. Und andersrum. Du musst selbst lernen und wissen, was für dich sinnvoll ist!

Fazit

Falls du bereit bist, dir Wissen anzueignen und zu lernen, wie du die beste Einzelaktie oder den besten ETF für dich wählst und was du dabei befolgen musst, dann kannst du meinen Crashkurs machen. Hier lernst du in drei Modulen alles, was du brauchst, um mit deinen Investitionen zu starten. Wir gehen Schritt für Schritt alles von der Auswahl bis zum Kauf durch. Dazu begleitet dich ein Workbook, in dem du Checklisten und Zusammenfassungen findest. Investiere erst, wenn du bereit dazu bist und weißt, was du tust!