Nudging: Der Stupser für deine Finanzplanung

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Studien zeigen: Wir sind darauf programmiert, faul zu sein. Obwohl wir uns fest vornehmen, dieses Jahr endlich gesund zu essen, mehr Sport zu machen oder die Finanzplanung in die Hand zu nehmen, schlägt unser Plan fehl. Weshalb siegt denn der innere Schweinehund so häufig?

Born to be faul?

Uensr Greihn vherstet es meirstehaft, in Mutsern zu deknen. Du konntest diesen Satz problemlos lesen, obwohl kein einziges Wort richtig geschrieben ist. Dein Gehirn mag eben nichts Neues, sondern Abkürzungen und Altbewährtes. Ja – wir sind geboren und sind faul im Denken. Und genau das gilt es zu ändern. Du musst also bereit sein, dich auf Neues einzulassen! Bsit du duze bireet?

Altersvorsorge nach Daumenregel

Insbesondere bei der Finanzplanung und Altersvorsorge funktionieren wir nicht so, wie wir sollten. Die meisten Menschen werden von unterschiedlichen Faktoren wie Emotionen, der Informationsbasis oder der Entscheidungsarchitektur beeinflusst. Und zugegeben, insbesondere bei so einem vermeintlich heiklen Thema wie Geld, sind wir oft unsicher und ängstlich. Statt rational, den für uns besten Weg zu gehen. Wie bedienen uns dabei Daumenregeln oder auch Heuristiken, die in einigen Belangen zwar nützlich sind, aber uns oft auch in die Irre führen.

So klammern sich beispielsweise immer noch viele Deutschen am Sparbuch fest, obwohl mittlerweile jedes Kind genau weiß, dass es keine Zinsen gibt. Kluge Kinder wissen zudem, dass die Inflation das Geld schmälert. Was machen die Erwachsenen: Es trotzdem aufs Sparbuch legen. Denn dort ist es ja vermeintlich sicher. Bequemer ist es allemal, es so zu tun, wie die letzten 30 Jahre und zu verdrängen, dass sich die Zeiten zwischendurch gewandelt haben.

Nudging versucht also Menschen in unterschiedlichen Situationen einen Stupser zu versetzen, um das eigentlich richtige, oder sagen wir, das bessere für einen Menschen zu tun. Wer mein Buch Easy Money gelesen hat, kennt schon so manche psychologische Tricks, die uns dazu verleiten Dinge zu kaufen, die wir nicht brauchen oder irrational an der Börse zu handeln.

Wie funktioniert es?

Mit „Nudging“ können wir unser Gehirn austricksen und unsere Selbstmotivation stärken. Kleine Anstupser motivieren uns zu guten Entscheidung. Es funktioniert in den verschiedensten Lebensbereichen. Und natürlich kann man sich auch selbst schupsen, um die Selbstmotivation zu stärken und und dein Gehirn umzupolen. Kleine Erinnerungen, Hinweisschilder oder Post-its können dabei helfen.

In einer Studie stellten Verhaltensforscher am Flughafen in San Diego Schilder neben Rolltreppen und Treppen auf. Sie trugen Aufschriften wie „Verschwende keine Zeit, arbeite an deiner Taille. Nimmt die Treppe.“ Ergebnis: An Tagen mit aufgestellten Schildern nutzten die Flughafengäste doppelt so häufig die Treppen. So simpel und so effektiv.

Ein Beispiel wie Nudging im Finanzwesen funktionieren könnte: Um die staatliche Rente aufzustocken, wird ein Teil des Bruttogehalts von jedem Arbeitnehmer automatisch in Aktien investiert. Wer das nicht möchte, kann das aufkündigen. All diejenigen, die sich einfach nicht drum kümmern, hätten automatisch eine zusätzliche Art der Vorsorge. Bevor ihr mich jetzt alle köpft, von wegen: „Damit werde ich ja entmündigt“ – Don’t Panic! Es ist nur ein Gedanken(bei)spiel.

Der Kiwi-Saver

Das Beispiel, was ich oben versucht habe zu beschreiben, setzt die Regierungen von Neuseeland bereits in die Praxis um. Dort wurde im Jahr 2007 das „KiwiSaver“ Programm eingeführt: Ein Startzuschuss der Regierung von NZD$ 1000 und andere finanzielle Initiativen machen das Programm attraktiv. Alle Menschen mit einem neu geschlossenen Arbeitsvertrag werden automatisch Mitglied und bekommen einen Startzuschuss der Regierung von NZD$ 1000 sowie weitere finanzielle Initiativen. Menschen in bestehenden Arbeitsverhältnissen können jederzeit eintreten.

Interessant ist in dem Zusammenhang, dass zwei Drittel der aktiv beigetretenen Arbeitnehmer (also derjenigen, die schon zuvor angestellt waren) auch eine aktive Investmententscheidung bezüglich ihrer Vorsorgestrategie trafen. Diejenigen, die automatisch eingegliedert wurden, nur zu 8% auch wirklich aktiv wurden.

Sprich: Indem man die Menschen in eine bestimmte Richtung stupst und eine bestmögliche Situation vorgibt, geben sie eventuell bei anderen Dingen, die Verantwortung ab.

Trotzdem ist Nudging eine tolle Methode, die du auch an dir selbst ausprobieren und dich damit zu besseren Verhaltensweisen (Stichwort: gute Vorsätze) manipulieren, oder netter gesagt, umerziehen kannst.

4 Grundprinzipien

Wenn du dich nun selbst manipulieren und zu einem besseren erhalten beeinflussen möchtest, musst du vier Grundprinzipien beachten:

  1. Make it easy!
    Informationen sollten einfach und leicht nachvollziehbar dargestellt werden. Du möchtest dich gesünder ernähren? Dann schreib eine Einkaufsliste mit gesunden Lebensmitteln, hab immer einen Apfel in der Handtasche oder stell einen Obstkorb auf den Tisch.
  2. Make it attractiv!
    Nudges sollten Aufmerksamkeit erregen und die jeweilige Entscheidung für die Person attraktiv machen. Wenn du mehr Sport machen möchtest, Joggen aber einfach nicht dien Fall ist, dann lass es bleiben. Such dir lieber eine Sportart, die dir auch Spaß macht. Zum Beispiel Zumba tanzen zu Salsa-Klängen.
  3. Make it social!
    Das gewünschte Verhalten sollte am Beispiel anderer Menschen hervorhoben werden. Es lohnt sich Netzwerke und kollegiale Beziehungen mitzudenken. Du möchtest deine Finanzen in die Hand nehmen? Dann tausch dich dazu mit jemandem aus und bezieh‘ eine Freundin mit ein. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: Fast jeder ist an dem Thema Finanzplanung interessiert. Die wenigsten trauen sich bloß es offen anzusprechen. Geht eure Finanzen im Team gemeinsam an!
  4. Make it timely!
    Ein Nudge sollte eine direkte und unmittelbare Handlung ermöglichen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben? Nicht, wenn du es wirklich möchtest. Also Schluss mit Ausreden. Mach heute schon den ersten Schritt:
  • Vereinbar einen Termin im Fitnessstudio
  • Such dir gesunde Rezepte für die kommende Woche heraus
  • Setz dir einen Termin, um deine nächste Gehaltsverhandlung zu besprechen (Wie du bei Gehaltsverhandlungen vorgehen musst, erfährst du hier: Fortunalista Gehaltsverhandlungen
  • Stell eine Übersicht über deine Einnahmen und Ausgaben auf
  • Kauf dir ein Buch für deinen Finanzstart (Hier findest du eine Auswahl meiner Lieblings-Finanzbücher)

Leg los und zeig deinem faulen Gehirn, dass du’s ernst meinst!