Lösungsorientiert oder problemorientiert? Ein Thema, über das ich schon sehr lange schreiben wollte: Hast du ein lösungsorientiertes Mindset oder ein problemorientiertes Mindset? Und wie kannst du dein Mindset ändern, um deine Probleme schneller zu lösen?
Ich habe vor einiger Zeit einen Vortrag dazu gehalten, wie Frauen ihre Finanzplanung umsetzen können. Dabei ging es um unser Rentensystem und wie man sich durch systematisches Sparen, Budgetieren und langfristiges Investieren vor Altersarmut schützen kann. Im Publikum war eine Frau, schätzungsweise Anfang 30, die merklich unzufrieden war, mit meinen Aussagen und folgende Fragen stellte:
Jedes Mal war ich irritiert von den Fragen dieser Frau, weil ich mir immer dachte, dass die Lösung doch auf der Hand liegt: Wenn ich zu wenig verdiene, kann ich um eine Gehaltserhöhung fragen, den Job wechseln oder mir eine Nebentätigkeit suchen. Wenn meine Miete zu viel Geld frisst, muss ich überlegen, ob ich mich verkleinern kann oder weiter außerhalb der Stadt ziehe.
Gegebenenfalls löse ich mit dem ersten Schritt zur Einkommenssteigerung auch mein zweites Problem, weil ich dann mehr Geld zur Verfügung habe.
Und wenn mein Auto ständig in die Werkstatt muss, ich aber in einer Großstadt lebe, kann ich ja vielleicht auch komplett auf das Auto verzichten und fahre eben öffentlich.
Irgendwann habe ich dann gemerkt, was ihr Problem war. Diese Frau war vollkommen auf ihre Probleme fokussiert und nie auf die Lösung der Probleme. Sie war also nicht lösungsorientiert, sondern problemorientiert und war jedes Mal überrascht über meine Lösungsansätze für ihre Probleme. Während für mich die Antwort dazu auf der Hand lag, suchte sie wieder nach weiteren Problemen, die für mich wie Ausreden schienen.
Es gab ja Lösungen für ihr Problem, aber sie hat einfach nicht danach gesucht. Stattdessen stand sie sich selbst total im Weg und wurde selbst zu ihrem größten Problem.
Wer problemorientiert ist, fokussiert sich auf das Problem und somit auf die Vergangenheit: Warum ist etwas schiefgelaufen? Warum bin ich in der Situation, in der ich gerade bin?
Angenommen ein problemorientierter Mensch hat Schulden. Dann ist der Fokus dieser Person, die Sache an sich: Sie konzentriert sich darauf, welche Nachteile dadurch nun entstehen, grübelt darüber wie sie bloß in diese Situation kommen konnte und gibt nicht selten dem Umfeld die Schuld daran:
„Ich habe Schulden, weil ich halt einfach zu wenig verdiene. Würde mein Arbeitgeber mir doch endlich mehr zahlen. Wie soll man mit meinem Gehalt auch ohne Schulden auskommen! Das System und die Gesellschaft sind schuld an meiner Misere.“
Es entsteht ein Kreislauf im Kopf, aus dem man nicht mehr herauskommt und nach Erklärungen und Schuldzuweisungen sucht. Dadurch erscheint die Situation noch schlimmer, noch auswegloser, noch frustrierender.
Alles läuft darauf hinaus, dass man Opfer der äußeren Umstände ist.
Lösungsorientierte Menschen suchen nicht nach der Ursache des Problems, sondern nach der Lösung. Etwas hat nicht geklappt oder ich bin gescheitert? Okay, dann schau ich mir eben an, wie ich aus der Situation rauskomme und wie ich es beim nächsten Mal anders mache.
Bleiben wir bei dem Beispiel mit den Schulden. Gerät eine lösungsorientierte Person in diese Situation, dann geht sie folgendermaßen an die Sache ran:
„Ich habe Schulden gemacht, also muss ich mir jetzt überlegen, wie ich sie abbauen kann. Ich könnte meine Streaming-Mitgliedschaften ruhen lassen, dann habe ich mehr Geld zum Zurückzahlen der Schulden. Außerdem könnte ich einen Nebenjob aufnehmen, damit ich schneller schuldenfrei bin.“
Hier steht die Lösung der Situation im Vordergrund und nicht ihre Entstehung. Es geht darum, Perspektiven aufzuzeigen und Ressourcen zu erkennen: Was kann ich tun, um möglichst schnell aus der vorhandenen Situation wieder rauszukommen?
Die Folge: Wer lösungsorientiert denkt, zieht sich selbst nicht runter, indem er oder sie sich auf das Problem fokussiert, sondern findet neue Motivation und Antrieb darin einen Plan aufzustellen und ans Werk zu gehen.
Vielen Menschen fällt es tatsächlich schwer sich auf die Lösung, statt auf das Problem zu konzentrieren. Hier sind ein paar Tipps, wie du es trotzdem schaffen kannst:
Jedes Problem hat ein Ziel:
Wichtig ist, dass du dich hierbei auf den Idealzustand konzentrierst und dir überlegst, welche Mittel du brauchst, um diesen Zustand zu erreichen. Hast u das erkannt, folgt die Ressourcenbestimmung: Welche Ressourcen hast du, um dein Ziel zu erreichen? Welche neuen Ressourcen kannst du generieren?
Wenn du lösungsorientiert denken willst, dann musst du bereit sein für Veränderungen. Du kannst einen bestimmten Zustand nicht dadurch ändern, dass du einfach so weitermachst wie bisher.
Es ist egal, warum ein bestimmtes Problem besteht. Zwar solltest du auch immer analysieren, welche deiner Handlungen dich dorthin gebracht hat, aber niemals darin versinken.
Akzeptiere die Situation, wie sie jetzt ist und suche nicht nach Schuldigen. Egal, ob du die Schuld bei dir oder bei anderen suchst: Schuldzuweisen bringen dich nicht weiter!
Sammle mehrere Ideen, wie du dein Problem lösen kannst. Es gibt immer mehrere Wege, wie du dein Ziel erreichen kannst. Brainstorme, egal ob allein, mit Partner/in oder mit Freunden, und überleg dir mehrere Ansätze, die funktionieren könnten. Spiel dabei mehrere Szenarien durch.
Und danach: Entscheide dich! Und zwar schnell. Schieb Entscheidungen nicht zu lange vor dich her. Manche Probleme löst zwar auch die Zeit, die meisten jedoch verschlimmern sich, je mehr Zeit vergeht. Vor allem , wenn Geld im Spiel ist.
Also schau, dass du aus dem Denken schnell ins Handeln kommst.