Die 7 wichtigsten Aktienkennzahlen einfach erklärt

Lesedauer: 7 Min. Vorlesen

Bei der Vielzahl an Aktien an der Börse ist es für Anfängerinnen oft schwierig, Aktien mit gutem Potenzial zu erkennen. Durch einen Blick auf ein paar wichtige Aktienkennzahlen wird dir die Entscheidung vereinfacht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Aktienkennzahlen sind Bestandteil der Fundamentalanalyse, die beispielsweise auch Warren Buffett für seine Analysen nutzt
  • Die unterschiedlichen Kennzahlen helfen dir bei deiner Aktienbewertung das attraktivste Investment zu finden
  • Zu den wichtigsten Aktienkennzahlen zählt das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Umsatz-Verhältnis, das Kurs-Buchwert Verhältnis, das Kurs-Cashflow-Verhältnis, der Free Cashflow, das Price-Earnings-to-Growth-Ratio sowie die Dividende, bzw. die Dividendenrendite.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das KGV ist die bekannteste Kennzahl bei Aktien. Diese Kennzahl gibt an, in welchem Verhältnis der Gewinn eines Unternehmens zur aktuellen Börsenbewertung steht. Das KGV ist also das Ergebnis aus dem Aktienkurs durch den erwirtschafteten Gewinn pro Aktie:

Formel zur Berechnung des KGV:

KGV = aktueller Aktienkurs / Gewinn pro Aktie

Dieses Ergebnis vergleicht man mit dem durchschnittlichen KGV, das andere Unternehmen in diesem Geschäftsfeld vorweisen. Hierbei gilt, dass ein niedrigeres KGV als das der Branche tendenziell positiv zu bewerten ist. Das liegt daran, dass das Unternehmen hier als unterbewertet gilt, weil der Marktwert pro Unternehmensanteil (Kurs) im Vergleich zum Gewinn pro Anteil niedriger ausfällt als bei den Konkurrenzunternehmen. Es reicht aber, wenn du dir merkst: Ein niedriger KGV ist ein gutes Zeichen beim Aktienkauf.

Ein Beispiel: Tesla hatte 2021 einen KGV von 160,37, Apple hatte im Vergleich einen KGV von 26,17 und Volkswagen einen KGV von 5,99. Wenn du nur nach dem KGV geht, dann ist hierbei Volkswagen die beste Wahl. Wenn allerdings auf neue Unternehmen und deren starkes Wachstum in den kommenden Jahren gesetzt wird, dann kann das KGV sehr hoch ausfallen – die Aktie aber trotzdem attraktiv sein. Wichtig ist zu wissen, welche Art du kaufen möchtest. Eine solide Value-Aktie mit stabilen Gewinnen und einem attraktiven Aktienkurs? Dann achtest du auf ein niedriges KGV.

Möchtest du dein Geld hingegen in ein Unternehmen investieren, das bisher keine oder nur geringe Gewinne erzielt, dafür aber in den kommenden Jahren großes Potenzial hat, kannst du die Aktienkennzahl KGV außer Acht lassen. Selbst dann, wenn du hier ein hohes KGV vorfindest.

In diesem Fall handelt es sich um Wachstumsunternehmen, die oft ein hohes KGV haben. Da man beim Investieren auf die Zukunft setzt, gehen Aktionärinnen, die Unternehmen mit einem hohen KGV davon aus, dass das Unternehmen zukünftig entsprechend hohe Gewinne erzielen wird.

Ein gutes Beispiel dafür ist Tesla: 2019 lag das KGV für die Aktie bei spektakulären 1.100 Punkten. Trotzdem kauften Anlegerinnen die Aktie, da sie auf das Wachstum des Unternehmens hofften. Sie behielten Recht und wurden mit steigenden Aktienkursen belohnt.

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Während das KGV den Gewinn im Vergleich zum Aktienkurs setzt, kommt bei dieser Aktienkennzahl der Umsatz als Messgröße zum Einsatz. Um das KUV zu berechnen, wird der Umsatz des Unternehmens durch die Anzahl seiner Aktien geteilt und der Aktienkurs dann durch dieses Ergebnis dividiert.

Ein Unternehmen erwirtschaftet beispielsweise 5 Millionen Euro (= Umsatz) und hat dabei insgesamt 500.000 Aktien im Umlauf. Der Aktienkurs liegt dabei bei 20 Euro. Dann würde folgendermaßen gerechnet werden.

Formel zur Berechnung des KUV:

KGV = aktueller Aktienkurs / Umsatz pro Aktie

Beispiel:

Umsatz / Anzahl der Aktien = 5.000.000 / 500.00 = 10

Kurs-Umsatz-Verhältnis ist dann: 20 / 10 = 2

Das heißt, für einen Euro Umsatz zahlen Anlegerinnen zwei Euro. Hierbei ist es wichtig, dass du diese Zahl immer auch mit den Zahlen anderer Unternehmen aus der Branche in Kontext setzt, um einen wirklich guten Vergleichswert zu haben.

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Beim KBV wird der Aktienkurs im Verhältnis zum anteiligen Buchwert, dem Eigenkapital des Unternehmens je Aktie, gesetzt. Berechnen lässt sich das, indem du den Börsenwert einer Aktiengesellschaft durch deren zur Verfügung stehende Nettovermögen teilst.

Formel zur Berechnung des KUV:

KBV = Aktienkurs / Buchwert je Aktie

Ein Verhältnis, das größer als Eins ist, bedeutet, dass die Marktteilnehmer bereit sind, für die Aktie mehr zu bezahlen als den Wert des Eigenkapitals. Hier wird es aber komplexer: Ein Wert von unter Eins kann sowohl bedeuten, dass es sich um eine gute Investition handelt und die Aktie unterbewertet ist, als auch dafür sprechen, dass es eine schlechte Investition wäre. Daher sollte niemals nur das KBV einer Aktie angeschaut, sondern auch andere Kennzahlen zur Rate gezogen werden!

Das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)

Das KCV als Aktienkennzahl dient dazu, die finanzielle Lage eines Unternehmens besser beurteilen zu können. Dafür wird der Cashflow in Relation zu dem aktuellen Aktienkurs gesetzt.

Der Cashflow oder deutsch Kapitalfluss gibt an, wie viel Geld ein Unternehmen zur sofortigen Verfügung hat (= Liquidität). Mehr zum Thema Cashflow findest du im Artikel Die wichtigsten Unternehmenskennzahlen.
Um das Kurs-Cashflow-Verhältnis zu berechnen, wird der aktuelle Aktienkurs durch den Cashflow pro Aktie geteilt.

Formel zur Berechnung des KCV:

KCV = aktueller Aktienkurs / Cashflow pro Aktie

Genau wie beim KGV gilt auch hier:

Je niedriger das KCV im Vergleich zum Wert einer anderen Firma aus der gleichen Branche ausfällt, desto besser. Werfen wir einen Blick auf den KCV: Tesla hatte 2021 einen Wert von 106,63, Apple einen von 23,05 und Volkswagen einen von 2,74. Auch hier schneidet die Volkswagen Aktie somit am besten ab!

Aktienprofis schauen besonders gern auf diese Kennzahl, da sie weniger anfällig für Manipulationen von Bilanzen ist. Spätestens seit dem Wirecard-Skandal, bei dem Bilanzen gefälscht wurden, wird deutlich, warum verlässliche und fälschungssichere Kennzahlen so wichtig sind.

Orientiere dich allerdings nicht an absoluten Zahlen. Es handelt sich hierbei um eine relative Kennzahl, die entweder vom gleichen Unternehmen im Zeitverlauf betrachtet wird oder im Unternehmensvergleich bewertet werden muss.

Free Cashflow

Viele Anlegerinnen interessieren sich auch für den Free Cashflow. Dieser wird aus dem Cashflow vom operativen Geschäft abzüglich der getätigten Investitionen gebildet. Dabei handelt es sich um die verfügbaren Mittel, die ein Unternehmen zur Verfügung hat, ohne dass aufgenommene Kredite gefährdet sind. Dieses Geld könnte problemlos aus dem Unternehmen entnommen werden, ohne einen finanziellen Schaden zu verursachen.

Ein positiver Cashflow bedeutet, dass das Unternehmen über ausreichende Mittelzuflüsse verfügt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und Kredite zurückzuzahlen. Langfristig würde ein negativer Cashflow für jedes Unternehmen riskant werden.

Bei deiner Recherche schaust du dir idealerweise den historischen Verlauf des Free Cashflows an: Steigt dieser von Jahr zu Jahr, befindet sich das Unternehmen auf einem guten Weg. Besonders gerne sehen es Analystinnen, wenn der Free Cashflow und die Investitionsausgaben (CAPEX) gemeinsam aufwärts tendieren. Denn das bedeutet: Das Unternehmen wächst, investiert und hat dabei noch genügend Cash in der Tasche.

Das Price-Earnings-to-Growth-Ratio (Peg-Ratio)

Bei Aktien mit Wachstumspotenzial kann man die Aussagefähigkeit des KGV erhöhen, wenn man das Preis-Wachstums-Verhältnis (PEG = Price-Earnigs-Growth-Ratio) unter die Lupe nimmt. Das PEG wird errechnet, indem das Kurs-Gewinn-Verhältnis einer Aktie ins Verhältnis zum langfristigen Gewinnwachstum der AG gesetzt wird. Oder einfacher gesagt, das Wachstum des Unternehmens wird betrachtet.

Formel zur Berechnung des PEG-Ratio:

PEG-Ratio-= Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)/Gewinnwachstum

Bei einem PEG-Ratio unter 1 gilt die Aktie als attraktiv.

Im Allgemeinen bedeutet ein PEG unter 1, dass die Aktie günstig ist. Ein PEG über 1, weist auf eine teure Aktie hin. Auch diese Kennzahl sollte immer im Vergleich mit anderen Aktien der gleichen Branche betrachtet werden. Wie schaut es hier bei unseren drei Bekleidungsaktien aus? Tesla hatte 2021 ein PEG von 0,62, Apple eins von 0,49 und Jimmy Choo lag bei einem PEG von gerade einmal 0,43.

Dividende & Dividendenrendite

Neben dem potenziellen Kurswachstum sollten sich Anlegerinnen auch für die Dividende interessieren, also für die Gewinnbeteiligung am Unternehmen. Die Dividende eines Unternehmens ist eine freiwillige Zahlung. Wenn du dich für ein passives Einkommen durch Dividendenzahlungen interessierst, dann solltest du auf mehrere Aktienkennzahlen dabei achten, nämlich auf die Dividendenrendite, auf das Dividendenwachstum und auf die Anzahl der fortlaufenden Zahlungen.

Dividendenrendite

Viele machen den Fehler und achten nur auf den nominalen Wert einer Dividende. Die Dividendenrendite ist dazu da, um die Dividende ins Verhältnis zum Aktienkurs zu setzen. Berechnet wird die Rendite, indem die Dividende durch den Aktienkurs geteilt wird. Dieses Ergebnis wird zum Schluss noch mit 100 Prozent malgenommen.

Auf den ersten Blick erscheinen 5 Euro Dividende von Aktie A natürlich besser als 3 Euro Dividende von Aktie B. Wenn du aber für Aktie A 100 Euro gezahlt hast und für Aktie B nur 3 Euro, dann macht Aktie B das Rennen.

Akte A: 5 Euro / 100 Euro x 100 % = 5 % Dividendenrendite

Aktie B: 3 Euro / 30 Euro x 100 % = 10 % Dividendenrendite

Wenn du 1.000 Euro in beide Unternehmen investiert hättest, würdest du bei Aktie A eine Dividende von 50 Euro bekommen und bei Aktie B eine Dividende von 100 Euro.

Dividendenwachstum

Wer auf Dividendentitel setzt, möchte auch, dass das Dividendeneinkommen wächst. Achte daher also auf ein Dividendenwachstum über die vergangenen Jahre. Dafür schaust du dir die Dividendenrendite der vergangenen Jahre an und überprüfst, ob diese von Jahr zu Jahr gestiegen sind. Wenn sie gleich geblieben sind, dann würdest du von Jahr zu Jahr weniger Gewinn machen, da die Inflation jedes Jahr einen Teil der Dividende frisst.

Anzahl der fortlaufenden Zahlungen

Nicht nur die Höhe der Dividenden sollte als Aktienkennzahl eine Rolle spielen, auch die Häufigkeit der Auszahlung muss beachtet werden. Du möchtest ja sicher nicht nur einmalig eine gute Dividende erzielen, sondern fortlaufend. Manche Unternehmen zahlen bereits seit Jahrzehnten ununterbrochen eine Dividende an die Aktionärinnen. An solchen Unternehmen solltest du dich orientieren, wenn du dir ein passives Einkommen aufbauen möchtest.

Beachte dabei aber auch, dass Dividendenzahlungen aus den vergangenen Jahren keine Garantie für zukünftige Dividendenzahlungen sind. Es sei denn, es handelt sich dabei um sogenannte Dividenden-Aristokraten. Darunter versteht man Unternehmen, die über Jahrzehnte ihre Auszahlung nicht ein einziges Mal eingestellt haben.

Fazit: Der richtige Umgang mit Aktienkennzahlen

Du musst kein Profi sein, um Aktien zu verstehen und lesen zu können. Merk dir die wichtigsten Kennzahlen oder schreib sie in ein Notizbuch. Vergleiche auch unterschiedliche Aktien miteinander, die dich interessieren.

Mit den hier vorgestellten Kennzahlen lässt sich schon gut beurteilen, ob es sich um Aktien mit Substanz handelt. Verlass dich niemals auf irgendwelche Hype-Aktien oder blinde Empfehlungen anderer: Du musst deine eigene Recherche machen und selbst herausfinden, welche Aktie zu dir und deinen Zielen passt!