Nebenberuflich selbstständig: So baust du dir ein erfolgreiches Sidebusiness auf

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Von der Idee bis zur Durchführung - erfahre, wie du dir Schritt für Schritt eine nebenberufliche Selbstständigkeit aufbaust.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Vorteile einer nebenberuflichen Selbstständigkeit sind unter anderem ein niedriges Risiko und geringer Erfolgsdruck.
  • Formalitäten vorab: Arbeitgeber müssen informiert und die Gewerbeform gewählt werden.
  • Mit dem richtigen Zeitmanagement bekommt man den Hauptjob, Privatleben und Nebentätigkeit unter einen Hut.

Nebenberuflich selbstständig machen

Laut dem KfW Gründungsmonitor überstieg 2019 die Anzahl der nebenberuflichen Gründungen, die der Vollerwerbsgründungen: 377.000 Personen entschieden sich ein Sidebusiness zu starten – im Vergleich dazu wählten nur 228.000 Personen hauptberuflich zu gründen.

Das Ergebnis ist wenig verwunderlich, denn eine nebenberufliche Selbstständigkeit hat viele Vorteile:

  • Neue Ideen ohne Risiko ausprobieren und schauen, wie sie funktionieren
  • Ohne Druck starten und das Business in Ruhe aufbauen
  • Eine Alternative, falls der Hauptjob mal wegfällt

Viele glauben, dass eine Festanstellung sicherer sei, als eine selbständige Tätigkeit. Dabei ist kein Job in der freien Marktwirtschaft sicher. Es kann immer passieren, dass ein Unternehmen sparen muss und Stellen gestrichen werden. Mit einer nebenberuflichen Selbstständigkeit kannst du solchen Entscheidungen und Entwicklungen entspannter entgegensehen.

Nebenberuflich selbstständig zu sein hat zusätzlich den Vorteil, dass du mehr Geld für deine Altersvorsorge und deinen Vermögensaufbau einnehmen kannst.

Ideenfindung: Konzentrier dich auf eine Nische

Sowohl bei einer hauptberuflichen als auch nebenberuflichen Gründung gilt: Konzentrier dich auf eine Nische! Du möchtest Yoga anbieten? Wie wäre es mit Yoga für Radfahrer? Du möchtest Business-Coaching machen? Wie wäre es mit Coaching für Frauen in MINT-Berufen?

Neben der Nische gibt es aber noch einen weiteren wichtigen Punkt beim Gründen: Leidenschaft. Denn um erfolgreich zu sein, wirst du deine Freizeit in deine Selbstständigkeit investieren müssen. Du musst bereit sein, auf einen Abend mit Freunden zu verzichten oder eine Stunde früher aufzustehen, um notwendige Aufgaben zu erledigen. Wenn dir das keinen Spaß macht und du dabei nur an das Geld denkst, wird es schwierig für dich durchzuhalten.

Drei Wege eine Geschäftsidee zu finden

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um eine Idee für die nebenberufliche Selbstständigkeit zu finden.

Mach dein Hobby zum Nebenberuf

Am naheliegendsten ist, sich zu überlegen, was einem Spaß bereitet und man idealerweise auch gut kann. Hast du ein bestimmtes Hobby oder gibt es ein Thema, das dich gerade beschäftigt? Womit beschäftigst du dich auch in deiner Freizeit gerne?

Schreib all diese Dinge auf und spinn es weiter: Du magst Hunde? Von Online-Trainingskursen für bestimmte Rassen, dem Verkauf ausgefallener Halsbänder oder Spielzeuge, gesunde Bio-Snacks für Vierbeiner bis hin zu T-Shirts für Hundefans gibt es viele Möglichkeiten.

Frag deine Freunde

Vielen fällt es schwer, sich auf das zu konzentrieren, was sie selbst gut können. Wenn dir nichts einfällt, dann frag deine Freunde oder Familie. Sie werden dir mit Sicherheit sagen können, was du besser kannst, als alle anderen. Überlege dann ausgehend von deinem Talent oder dem, worin du gut bist, was sich als nebenberufliche Selbstständigkeit eignen könnte.

Frag das Internet

Falls Interessen und das Umfeld bei der Suche nach einer Idee für das Gründen eines Business nicht weiterhelfen können, empfiehlt es sich, Inspiration im Internet zu suchen. Schreib dir jede Idee auf, die dich im Entferntesten interessiert und spinne von dort aus weiter.

Nebenberuflich selbstständig – darauf musst du achten

Wenn eine Idee für die Gründung steht, gibt es vor dem Start einer selbstständige Tätigkeit noch einige Formalitäten zu beachten.

Informier deinen Arbeitgeber

Der Arbeitgeber muss der Nebentätigkeit zustimmen. Meist steht das sogar als Klausel im Vertrag. Hintergrund ist, dass dein Arbeitgeber natürlich möchte, dass du deine Energie in deine Arbeit steckst und dich dafür nach Feierabend entsprechend erholen kannst.

Es gibt jedoch ausreichend positive Argumente, um den Arbeitgeber von den Vorteilen zu überzeugen. Nebenberuflich selbstständig zu sein, ermöglicht dir ganz neue Kenntnisse und Fähigkeiten aufzubauen, die du auch in deinem Job integrieren kannst.

Freiberuflich oder Gewerbe?

Informier dich, ob deine Nebentätigkeit eine freiberufliche ist oder ob du ein Gewerbe anmelden musst.

Freiberuflerin bist du, wenn du eine eigenständige Tätigkeit machst, beispielsweise indem du als Designerin oder Schriftstellerin arbeitest. Die nebenberufliche Selbstständigkeit meldest du formlos beim Finanzamt an. Das schickt dir einen Bogen zur steuerlichen Erfassung und erteilt im Anschluss eine Steuernummer.

Ansonsten musst du ein Gewerbe beim Gewerbeamt des Betriebssitzes anmelden. Das Amt leitet die Anmeldung an das Finanzamt weiter, das automatisch den Bogen zur steuerlichen Erfassung versendet und im Anschluss eine Steuernummer erteilt.

Wichtig hierbei: Das Finanzamt kann auch sagen, dass dein Sidebusiness keine freiberufliche Tätigkeit ist, sondern ein Gewerbe. In dem Fall kannst du es beispielsweise anfechten oder annehmen.

Grundsätzlich versuchen die meisten ihr Nebenbusiness als freiberufliche Tätigkeit auszuüben. Hintergrund ist, dass du ansonsten Gewerbesteuer zahlen musst. Deine Freigrenze auf die Gewerbesteuer beträgt 24.500 Euro. Auf alles, was du darüber verdienst, musst du Gewerbesteuer zahlen.

Kleinunternehmerregelung

Wenn die nebenberufliche Selbstständigkeit unter die Kleinunternehmerregelung fällt, muss keine Umsatzsteuer abgeführt werden. Das trifft zu, wenn im vorangegangenen Kalenderjahr weniger als 22.000 Euro eingenommen wurden und im laufenden Kalenderjahr der Umsatz voraussichtlich unter 50.000 Euro liegen wird.

Ansonsten musst du 7 % bzw. 19 % Mehrwertsteuer voranmelden und abführen. Diese kannst du dir aber vom Finanzamt wieder zurückholen, wenn du eine Ausgabe für dein Business hast.

Fällt deine Tätigkeit unter diese Regelung und du musst keine Umsatzsteuer abführen, gibst du das auf den von dir erstellten Rechnungen an. Für alle weiteren Infos zu dem Thema empfehle ich dir diese Seite.

An die Steuer denken

Einer der Gründe, warum viele ihre nebenberufliche Selbstständigkeit aufgeben müssen, ist, dass sie nicht die noch zu zahlende Steuer bedenken. Diese berechnet sich aus deinem Grenzsteuersatz. Wenn du als Single beispielsweise 32.000 Euro verdienst, liegt dein Steuersatz bei 32 Prozent. Das bedeutet, dass 32 Prozent deines Gewinns an das Finanzamt gehen. Verdienst du jährlich 45.000 Euro, sind es 37,50 Prozent.

Am besten legt man die Summe für die Steuer von vornherein beiseite. Dafür eignen sich ein Tagesgeldkonto oder ein Geschäftskonto. Wenn du also 100 Euro einnimmst und einen Steuersatz von 32 Prozent hast, kannst du 68 Euro davon ausgeben und 32 Euro behältst du fürs Finanzamt.

Eigentlich sogar noch mehr. Denn nach der Steuerrückzahlung kommt die Steuervorauszahlung. Wenn du mehr eingenommen hast als erwartet, möchte das Finanzamt schon vorher seinen Anteil haben.

In der Regel gibst du bis Ende Juli die Steuererklärung ab und erhältst dann im August die Rückmeldung, wann und wie viel du nachzahlen musst. Die Vorauszahlung erfolgt dann quartalsweise. Je später du deine Steuer abgibst, desto mehr musst du am Stück vorauszahlen.

Beispiel: Du gibst deine Steuer im Januar ab und bekommst im Februar deinen Bescheid, dass du 4.000 Euro nachzahlen musst. Gleichzeitig musst du am 10. März, 10. Juni, 10. September und 10. Dezember je 1.000 Euro vorauszahlen. Kommt dein Steuerbescheid im Oktober, dann musst du im November 4.000 Euro nachzahlen und im Dezember 4.000 Euro vorauszahlen.

Noch ein Tipp: Wenn du in einem Jahr gut verdient hast und viel nachzahlen musstest. Im aktuellen Jahr aber viel weniger verdienst, kannst du das Finanzamt bitten, die Vorauszahlung runterzuschrauben.

Erfolgreich dank des richtigen Zeitmanagements

Um dem Hauptjob, dem Haushalt, der Freizeit und der nebenberuflichen Selbstständigkeit gerecht zu werden, ist das richtige Zeitmanagement besonders wichtig.

Arbeite ähnliche Themen am Stück ab

Kurz auf eine Mail antworten, dann einen Post schreiben, dann SEO für einen Artikel machen, dann wieder eine Mail schreiben. Solch ein Arbeiten sorgt für Chaos und hält dich nur auf. Besser: Nimm dir eine halbe Stunde, um Mails zu beantworten und danach machst du nur Posts. Am nächsten Tag machst du nur SEO. Dann kommst du besser in den Flow und schneller voran.

Finde deine beste Zeit

Der Biorhythmus jedes Menschen ist anders und verändert sich im Laufe der Jahre auch. Wann die richtige Uhrzeit für dich ist, um an deiner nebenberuflichen Selbstständigkeit zu arbeiten, richtet sich nach deinem ganz persönlichen Rhythmus. Manche können gut bis mitten in der Nacht arbeiten, andere besser am Morgen.

Setz dich dabei aber auch nicht zu sehr unter Druck. Wenn du merkst, dass du eine längere Pause brauchst, nimm sie dir und nutze kreative Zeiten umso intensiver.

Nutze Tools

Egal, ob es eine To-do-Liste ist oder ein Projektmanagement-Tool wie Trello oder Asana: Tools können dabei helfen, den Überblick zu behalten und sich zu strukturieren.

To-do-Listen sind hilfreich – auch für die Psyche. Jeden Punkt, den du von der Liste streichen kannst, motiviert und zeigt dir, dass du einen Schritt weiter bist.

Tools sind vor allem auch wichtig, um den Überblick zu behalten: Websitepflege, Social-Media, Kooperationen, Veranstaltungen – es kann vieles zusammenkommen und bevor deine nebenberufliche Selbstständigkeit zu schnell wächst, schau, dass du organisatorisch gut aufgestellt bist.

Selbstständigkeit nicht zu schnell aufgeben

Das Wichtigste beim Gründen, um nebenberuflich selbstständig zu sein, ist durchhalten. Wer sich ernsthaft etwas nebenbei aufbauen möchte, muss bereit sein, Zeit und Energie zu investieren, bevor sich die Arbeit rentiert.

Die meisten Menschen sind nicht erfolgreich, weil sie besonders gut sind, sondern weil sie nicht aufgeben. Kein Business entsteht über Nacht und Tiefphasen sind ganz normal.

Wenn du die Unterstützung von deiner Familie, deinen Freunden und Partner/in hast, dann erleichtert das vieles. Spann also deine Liebsten schon frühzeitig mit ein und informier sie über dein Vorhaben. Mit dem Support deines Umfelds ist vieles gleich viel einfacher.