Risiko und Rendite im Vergleich

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Keine Rendite ohne Risiko. Das ist den meisten Anlegerinnen bekannt. Doch wovon hängt Risiko eigentlich ab? Und wann lohnt es sich doch mal etwas riskanter zu investieren?

Was bedeutet Risiko?

Risiko ist für die meisten Menschen negativ behaftet. Denn es bedeutet ja, dass man ein Wagnis eingeht, bei dem man etwas verlieren kann. Und verlieren mag niemand. Vor allem nicht, wenn es so ein sensibles Thema wie Geld ist.

Britische Forscher haben herausgefunden, dass der Verlust von Geld im Gehirn die gleichen Reaktionen auslöst, wie sie auch bei Angst und körperlichen Schmerzen auftreten. Geld zu verlieren tut also wirklich weh.

Ähnliches ist schon lange im Behavioral Finance schon lange bekannt und nennt sich Verlustaversion. Dabei geht’s darum, dass uns der Verlust von Geld mehr schmerzt, als der Gewinn von Geld uns freut. Wer schon mal Geld verloren hat, weiß das und kann sich an diesen Moment sicherlich erinnern. Finden wir jedoch Geld, dann ist die Freude darüber schon nach kurzer Zeit verflogen.

Es hat also auch durchaus psychologische Gründe, warum Menschen keine finanziellen Risiken eingehen möchten. Sie möchten nicht nur den finanziellen Verlust verhindern, sondern auch den Schmerz, der möglicherweise entstehen könnte.

Kein Wunder also, dass die meisten Deutschen noch immer auf das gute alte Sparbuch als Geldanlage der ersten Wahl setzen. Während insgesamt 85 Prozent der Deutschen sagen, dass sie ihr Geld auf dem Sparbuch oder Girokonto haben, geben gerade einmal 15 Prozent an, ihr Geld in Aktien zu investieren. Vorurteile, falsche Vorstellungen und eben auch Verlustängste sind das Problem.

Falsche Vorstellungen entstehen vor allem durch Medien, die uns oft ein verzerrtes oder falsches Bild vermitteln. Denkt man an die Darstellung des Aktienmarktes im Film, geht’s oft darum, wie jemand plötzlich sein ganzes Geld verloren hat und bankrott wurde.

An dieser Stelle sollte man sich also auch einmal anschauen: Was bedeutet Risiko denn überhaupt?

So sicher sind „sichere Investments“

Bei der Geldanlage gelten Aktien als höchst riskant und Anleihen oder Immobilien als ein sicheres Investment. Anleihen oder das Sparbuch sind eine beliebte und vermeintlich sichere Geldanlage, weil ich vorher genau weiß, welche Zinsen ich gutgeschrieben bekomme. Ich kann hier also bereits für die nächsten 10 Jahre kalkulieren, was ich mit meiner Geldanlage erzielen werde. Und genau das ist die Definition von „sicherer Geldanlage“ für viele.

Aktuell erhält man etwa 0,01 Prozent Zinsen auf dem Sparbuch. Angenommen, ich investiere 10.000 Euro, dann erhalte ich nach 10 Jahren exakt 10 Euro Zinsen! 10 Euro. Für 10.000 Euro, die ich 10 Jahre lang dort geparkt habe. – Besser als nichts, denken sich viele.

Das Problem ist, dass man dabei die Inflation übersieht. Geht man von einer durchschnittlichen Inflation von 2 Prozent jährlich aus, dann sind meine 10.000 Euro in 10 Jahren nur noch 8.203,48 Euro wert. Ich habe also auf der einen Seite fast 1.800 Euro verloren, während ich auf der anderen Seite läppische 10 Euro bekomme.

Und das meine Damen, ist die Geldanlage Nr. 1 auf der deutschen Beliebtheitsskala.

Wie ist es bei der Immobilie? Hier hat man einen Sachwert, der relativ krisensicher ist und dessen Wert keine starken Schwankungen hat. Was man bei der Immobilie allerdings nicht bedenkt, ist dass ich ja hier nicht jeden Tag den tatsächlichen Wert einsehen kann, wie bei einer Aktie. Abgesehen davon: Was passiert, wenn neben meiner Immobilie plötzlich eine Schnellstraße entsteht? Dann kann der Wert der Immobilie unerwartet sinken.

Mehr zu sicheren Investments findest du, unter Risikoarme Geldanlagen im Vergleich.

Risiko- oder doch nur Volatilität

Aktien sind riskant, weil wir nicht vorausschauen können, wie sich eine Aktie entwickelt: Steigt sie nächste Woche oder fällt sie? Beides ist zu jedem Zeitpunkt zu gleichen Teilen möglich. Denn die Börse bewegt sich niemals nur seitwärts. Für viele Anlegerinnen ist genau das riskant: die Unwissenheit, wann etwas fällt und wann etwas steigt.

Dabei zeigt ein Blick in die Historie, dass Investments mit Aktien die beste Rendite erzielen. Wichtig dabei ist jedoch immer: Diversifikation!

Sprich: Ich setze mein Geld nicht auf eine Karte, sondern auf viele verschiedene Unternehmen, Branchen und Regionen. Mache ich das mit einem ETF und setze da ganz klassisch auf den MSCI World Globaler Aktienindex, der die Kursentwicklung von rund 1.500 mittelgroßen und großen Unternehmen aus 23 Industrieländern abbildet. , kann ich mit einer jährlichen Rendite von 7,7 Prozent rechnen.

Was passiert in diesem Falle mit meinen 10.000 Euro? In diesem Falle habe ich mein Geld in nur 10 Jahren mehr als verdoppelt und erhalte satte 20.996,99 Euro! Ziehe ich die jährliche Inflation ab, habe ich real immer noch 17.408,04 Euro.

Klar, in den zehn Jahren muss ich bereit sein, Schwankungen auszusitzen. Denn eine Finanz- oder Coronakrise kann immer wieder kommen. Wann die nächste Krise sein wird, wie lange sie andauert und was sie auslösen wird, weiß niemand. Na gut, vielleicht ein paar Crashpropheten, die die gleiche Leier seit Jahren erzählen und in der Zwischenzeit viel Geld damit machen. Letztendlich ist es aber das Gleiche, als wenn ich sagen würde: Es wird ein ganz furchtbar schlimmer Sturm kommen. Irgendwann kommt der Sturm und dann kann ich behaupten, ich wusste es schon lange und hatte recht.

Risiko und Rendite – ein ungleiches Paar?

Wer Rendite haben möchte, muss also auch bereit sein, Risiko einzugehen. Wichtig aber: Risiko bedeutet nicht Dauerverlust. Risiko bedeutet, dass es holprige Monate oder sogar Jahre geben kann, in denen sich der Kurs nach unten bewegt.

Mutige und langfristige Anlegerinnen nutzen jedoch genau diesen Zeitpunkt: Während der Coronakrise habe ich fleißig nachgekauft und meine Aktiendepots kräftig erhöht. Selten hat sich der Kurs so schnell wieder erholt wie nach der Coronakrise. Und auch wenn jetzt viele wieder vom Börsencrash Einsturz von Aktienkursen innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Meist infolge einer Wirtschaftskrise oder schwerer Ereignisse, wie dem Ausbruch der Corona-Pandemie. im Herbst sprechen, warte ich und kaufe im Falle wieder nach.

Damit die Geldanlage trotzdem nicht zur Zitterpartie wird, musst du folgende Punkte beachten:

Diversifikation

Investiere niemals nur in eine Aktie und nicht in die neue Trendaktie. Egal, wie sehr ein Unternehmen gehypet wird. Wirecard-Anlegerinnen haben das deutlich zu spüren bekommen. Der beste Weg, um das Risiko bei Aktien zu streuen, ist in viele unterschiedliche Aktien zu investieren. Beim MSCI World investierst du beispielsweise in über 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern.

Anlagehorizont:

Krisen hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben. Wichtig ist hier also, dass du dein Geld nicht in den nächsten Monaten oder Jahren brauchst. Investier also nur soviel, auf das du auch verzichten kannst. Wichtig also vor dem Aktieninvestment ist ein Notgroschen. Wer selbstständig ist, sollte zudem die zukünftigen Zahlungen ans Finanzamt auf einem separaten Konto sammeln – und dieses Geld definitiv nicht investieren!

Ansonsten gilt: Kurseinbrüche einfach aussitzen und in schlechten Börsenjahren nicht verkaufen – sondern besser nachkaufen.

Risikotoleranz

Trotz aller rationaler Gründe für die Investition in Aktien bleibt eben auch ein großer emotionaler Faktor – Angst. Wenn du mit einer hohen Investition in Aktien nicht gut schlafen kannst, dann taste dich lieber langsam ran. Investiere am Anfang nur 15-20 Prozent deines Geldes in Aktien oder ETFs. Wenn du dich mit der Börse vertraut gemacht hast und sicherer bist, kannst du dann den Anteil langsam erhöhen. Schließlich soll Geldanlage am Ende auch Spaß machen und nicht für schlaflose Nächste sorgen.