Geld ist ein hochsensibles Thema für die meisten Menschen, und rationale Entscheidungen treffen, fällt oftmals schwer. Neben emotionalen Barrieren gibt es aber auch psychologische, die uns in die Irre führen. Das menschliche Gehirn ist zu unglaublichen Dingen fähig, aber es ist manchmal extrem fehlerhaft. Auch bekannt unter „kognitiven Verzerrungen“ gibt es viele Denkmuster, die sowohl unser Denken als auch unser Handeln beeinflussen. In diesem Artikel stelle ich dir ein paar solcher Denkmuster vor. Vielleicht erkennst du auch das ein oder andere Verhalten und bist danach bereit, entsprechend umzudenken, damit du dein Geld frei von unterbewussten Einflüssen erfolgreich anlegen kannst.
Der Attributionsfehler besagt, dass wir einem Menschen aufgrund einer Handlung oder einer Situation bestimmte charakterliche Eigenschaften zusprechen. Diese Verzerrung kann in unterschiedlicher Weise auftreten.
Beispiel: Du lernst jemanden kennen, der offensichtlich viel Geld hat, bereits mit 40 in Frührente geht und nun sein Leben genießt.
Mögliche Attributionsfehler sind, dass du jetzt denkst, diese Person sei nicht ehrlich und hat es nur mit krummen Geschäften so weit gebracht. In Wahrheit hat hier aber vielleicht jemand einfach sehr fleißig besonders früh schon viel Geld gespart und es erfolgreich investiert. Vor der Frührente gab es viele Jahre harter Arbeit und voller Verzicht.
Möglich ist aber auch, dass du diese Person nun für sehr fleißig und klug hältst. In Wahrheit ist aber das gesamte Geld geerbt und dieser Mensch hat nichts für die eigene Vorsorge getan, sondern lässt es sich im gemachten Nest der Eltern gutgehen.
Du siehst der Attributionsfehler kann in unterschiedlicher Weise auftreten. Ohne, dass wir mehr über einen Menschen wissen, gehen wir davon aus, dass wir gleich aufgrund einer einzigen Aussage sein wahres Ich erkennen können. Besonders oft tritt der Attributionsfehler vermutlich auf Instagram auf: Du siehst ein Foto von jemanden mit einer teuren Tasche in einem schicken Restaurant und denkst, dass diese Person viel Geld haben muss. Dabei ist das Konto in tiefroten Zahlen und für die Handtasche wurde ein Kredit aufgenommen. Leider keine Seltenheit.
Hierbei werden Häufigkeitsschätzungen dadurch beeinflusst, wie leicht relevante Beispiele aus dem Gedächtnis abgerufen werden können. Viele Menschen haben Angst zu fliegen, obwohl es viel wahrscheinlicher ist bei einem Verkehrsunfall zu sterben. Große Flugzeugunglücke wie die beiden von Malaysia Airlines oder von Germanwings sind noch vielen Menschen im Gedächtnis. Von den vielen täglichen Verkehrsunfällen hört man hingegen nie so intensiv in den Medien.
Die meisten Menschen trauen sich nicht an Themen wie Aktien oder ETFs, weil sie viel zu viel schlechtes darüber in der Presse lesen: Der Absturz der großen Volksaktie der Telekom, Börsencrash Einsturz von Aktienkursen innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Meist infolge einer Wirtschaftskrise oder schwerer Ereignisse, wie dem Ausbruch der Corona-Pandemie. , wie bei der Finanzkrise oder der Coronakrise, oder auch wie zuletzt der Wirtschaftskrimi rund um die Wirecard-Aktie. Die wenigsten Medien berichten von Überfliegeraktien wie Puma oder Shopify. Letztere hat innerhalb eines halben Jahres ihren Kurs verdoppelt und von der Coronakrise absolut profitiert.
Die Häufigkeit von bestimmten Ereignissen, in diesem Falle der Medienberichterstattung, führt zu einer entsprechend ausgeprägten Repräsentation im Gedächtnis: Aktien = Risiko und Totalverlust.
Diese psychologische Komponente kann aber auch erfahrene Anleger in die Irre führen. Ist ein Unternehmen in den Medien omnipräsent, wie zum Beispiel Tesla, stürzen sich Anleger auf die Aktie, weil sie entsprechend hohe Gewinne erwarten. Dabei sind sich Experten einig, dass diese Aktie überbewertet ist. Trotz geringer Absatzzahlen hat es der Autobauer zum zweitwertvollsten Autokonzern weltweit gebracht.
Gut, dass Elon Musk sich immerhin ein Twitter-Verbot erteilt hat und manche Investoren nun etwas beruhigter schlafen können.
Der Spielerfehlschluss ist ein logischer Fehlschluss, dem die falsche Vorstellung zugrunde liegt, ein zufälliges Ereignis werde wahrscheinlicher, wenn es längere Zeit nicht eingetreten ist, oder unwahrscheinlicher, wenn es kürzlich erst, beziehungsweise gehäuft eingetreten ist.
Ursprünglich kommt dieses Phänomen aus dem Casino: Wenn am Roulette-Tisch mehrere Male hintereinander Rot gewinnt, rechnen Glücksspieler damit, dass als nächstes wieder Schwarz gewinnen muss. Dabei stehen die Chancen immer 50:50 – egal, welche Farbe vorher gewann.
Viele Anleger glauben also, dass nach einer erfolgreichen Kursphase irgendwann auch wieder die Kurse sinken müssen. Dabei ist eine der wichtigsten Anleger-Regeln, dass man niemals aufgrund der Vergangenheit auf die Zukunft schließen sollte.
Auch hier ist Wirecard wieder ein schönes und aktuelles Beispiel: Drei Jahre lang ging es für die Aktie steil bergauf! Ab September 2018 folgten Manipulationsvorwürfe und weitere Skandale, die immer wieder für starke Kurseinbrüche sorgten. Wer im August zum Höchststand von über 190 Euro eingestiegen ist, hat zwischenzeitlich 90 Prozent seines Einsatzes verloren.
Wer aktiv handelt, versucht Gewinne mitzunehmen und Verluste zu begrenzen. Viele setzen sich dafür eine prozentuale Untergrenze und verkaufen beispielsweise die Aktie, wenn sie seit Kauf mehr als zehn Prozent Verlust gemacht hat.
Leider klappt die Theorie in der Praxis nicht immer so gut, wie der Dispositionseffekt zeigt. Dabei geht es um die Neigung von Anlegern, jene Anteile zu schnell abzustoßen, deren Wert gestiegen ist, und diejenigen zu halten, deren Wert gesunken ist. Anstatt sich von Verliereraktien zu trennen, behält man sie weiterhin im Depot. Nicht ohne Grund wenden viele Anleger eine Stop-Loss-Order an, bei der Aktien automatisch verkauft werden, sobald sie eine festgelegte Untergrenze erreichen.
Nicht gerade hilfreich dabei ist der Nebeneffekt, dass Verluste etwa doppelt so stark empfunden werden wie Gewinne. Ich selbst habe neulich erst diese Erfahrung gemacht, als ich mir die Staffel einer Serie auf Amazon kaufen wollte. Aus Versehen habe ich eine falsche Staffel gekauft und es erst beim Abspielen der ersten Folge gemerkt. Angefangene Staffeln kann man bei Amazon Video nicht mehr zurückgeben. Der Ärger über 25 verlorene Euro war viel größer, als die Freude über 25 Euro gefundene oder gewonnene Euro gewesen wäre.
Verlieren tut eben weh.
Wer kennt es nicht: Da hat man stundenlang ein Möbelstück aufgebaut und strotzt voller Stolz über das erbrachte Werk. Selbst, wenn das Schränkchen noch ein wenig wackelt oder die Regaltüren schief sind, weiß man, wie viel Herzblut darin steckt und würde das gute Stück nicht mehr hergeben – der klassische IKEA-Effekt: Wir schätzen Gegenstände, die wir selbst gebaut oder erstellt haben, höher ein, als sie wirklich sind. Gleiches gilt übrigens für Lego oder deinen selbstgebackenen Kuchen.
Als Kind war Malen nach Zahlen ein absoluter Trend. Damals habe ich voller Stolz einen Pferdekopf nach Vorlage gemalt und meine Eltern gezwungen das scheußliche Bild in deren Wohnzimmer zu hängen. Was sie natürlich auch gerne taten, um sich Ärger und Tränen zu ersparen.
Falls du vorhast, dir ein Nebeneinkommen mit Etsy aufzubauen und deine selbstgestrickten Topflappen oder selbstgebastelten, romantische Lichterketten zu verkaufen, frage vorher am besten eine Freundin, die dir deine ehrliche Meinung sagt, wie viel sie wirklich dafür bezahlen würde. Oder noch besser: Frag jemanden, der dich nicht kennt oder nicht mag. Dann bekommst du vielleicht die ehrlichere Antwort und weißt, ob dein DIY-Angebot auch Abnehmer findet 😉